Dienstag, 17. November 2009

Evolution und Klima - Skeptiker überall

von Reinhold Leinfelder (mit Nachtrag vom 19.11.09 am Ende der Seite)

Ach du lieber Darwin, was hat denn das Darwin-Jahr mit Klimapolitik zu tun, muss dies denn auch noch auf dem Blog erscheinen?!

Nun denn, wir sind ja dabei, die Themen rund ums Darwin-Jahr aufzuweiten, denn auch Charles Darwin dachte weit über den Tellerrand hinaus - der kürzlich in AdlD vorgestellte Artikel zu Darwin und die Sklaven ist ein gutes Beispiel dafür. Aber tatsächlich gibt es jede Menge Bezüge zwischen Darwin bzw. der Evolutionstheorie und der Klimaforschung:

Darwin und das Klima

Darwins Atolltheorie hatte Klimaauswirkungen wie steigenden Meeresspiegel schon vorweg genommen (>Klimawandel: was wir von Darwin lernen können , von R. Leinfelder, 12.2.2007)

Und den Staub der Beagle, den Darwin ans Berliner Museum für Naturkunde schickte, weil er sich über dessen Herkunft wunderte, ist gewissermaßen eine repräsentative Probe der ozeanischen Atmosphäre zum Zeitpunkt der massiven Industrialisierung. (> Klimaforscher Darwin, Die WELT 2008, sowie > Mehr als 150 Jahre und noch immer quicklebendig, Tagesspiegel vom 14.11.2009)

Vor allem aber wusste Darwin bereits, welche Rolle das Klima als Selektionsfaktor spielt. So schrieb er etwa in Kap. III (Struggle for existence) seines "On the origins of species" u.a. folgendes:

"Climate plays an important part in determining the average numbers of a species, and periodical seasons of extreme cold or drought, I believe to be the most effective of all checks. ... The action of climate seems at first sight to be quite independent of the struggle for existence; but in so far as climate chiefly acts in reducing food, it brings on the most severe struggle between the individuals, whether of the same or of distinct species, which subsist on the same kind of food. ....
When we travel from south to north, or from a damp region to a dry, we invariably see some species gradually getting rarer and rarer, and finally disappearing; and the change of climate being conspicuous, we are tempted to attribute the whole effect to its direct action. But this is a very false view: we forget that each species, even where it most abounds, is constantly suffering enormous destruction at some period of its life, from enemies or from competitors for the same place and food; and if these enemies or competitors be in the least degree favoured by any slight change of climate, they will increase in numbers, and, as each area is already fully stocked with inhabitants, the other species will decrease.....
That climate acts in main part indirectly by favouring other species, we may clearly see in the prodigious number of plants in our gardens which can perfectly well endure our climate, but which never become naturalised, for they cannot compete with our native plants, nor resist destruction by our native animals."

Dies sind nur einige wenige Beispiele, die zeigen, wie schon Charles Darwin die direkten und indirekten Selektionswirkungen des Klimas erkannte. Umso verwunderlicher, dass heute die Auswirkungen von Klimaveränderungen häufig wieder stark relativiert werden, vor allem wenn es um die Frage geht, ob der anthropogene Anteil wirklich so groß und bedrohlich sei bzw. ob dies denn wirklich auch alles durch die Forschung belegt sei.

Kreationisten und Klimaskeptiker

Dies bringt uns zu einer weiteren Parallele zwischen Evolutions- und Klimaforschung. Auch die Evolutionstheorie wird ja kräftig angezweifelt, angeblich sei das ja alles nicht wissenschaftlich haltbar. Darauf müssen wir hier wirklich nicht eingehen, das haben wir an anderer Stelle schon häufig getan - das Darwin-Jahr ist ja voll vom Thema Kreationismus und sog. Intelligent-Design. Aber in der Klimaforschung ist es nicht viel anders, auch hier tummeln sich grundsätzliche Zweifler sowie diejenigen, die meinen, man wüsste noch viel zu wenig und die Wissenslücken seien derart groß, dass Handlungsempfehlungen, etwa die Absicht, das Klima möglichst nicht über 2 Grad-Erhöhung hinauslaufen zu lassen, nicht haltbar seien. Diese "2-Grad-Gläubigen" seien alle ideologisch verblendet, wollten eine Weltregierung einführen, seien Ökofaschisten oder was auch sonst noch. Tatsächlich drehen die Klimaskeptiker aber den Spieß gerne rum, nicht sie sind es, die man mit Kreationisten vergleichen könnte, sondern umgekehrt, die "2-Grad-Gläubigen" seien die Dogmatiker, die ähnlich den Kreationisten Ideologien und damit verknüpfte politische Agenden fahren würden und dabei völlig unwissenschaftlich seien.
Dieses Fass wollen wir in "Ach du lieber Darwin" derzeit nicht weiter aufmachen, statt dessen finden Sie am Ende dieses Artikels ein paar links zu Artikeln, welche Kreationisten und Klimaskeptiker vergleichen.

Ähnlich wie bei den Evolutionsleugnern gibt es auch etliche Naturwissenschaftler unter den Klimaskeptikern, darunter sogar Geowissenschaftler, die ja Klimaveränderungen sowie ihre direkten und indirekten Auswirkungen auf die Umwelt und die Lebewelt aus der Erdgeschichte eigentlich gut kennen müssten.


Klimaforschungsrelativisten

Neu ist eine weitere Gruppe, die manche vielleicht sogar mit Intelligent Design-Anhängern vergleichen würden. Einige Geowissenschaftler lassen zwar gelten, dass das anthropogene CO2 zur Klimaveränderung beiträgt, aber wie genau, das würde man eben nicht wissen, Modelle, die das berechnen würden, seien nicht gut genug, es gäbe noch ganz andere Faktoren, das ganze sei viel zu komplex (erinnert dies nicht wirklich an die "irreducable complexity" der IDler?), um etwa wissenschaftlich begründet das 2-Grad-Ziel formulieren zu können, und da müsse man erst noch kräftig forschen. Zugegeben, diese Analogie mit Intelligent Design mag überspitzt erscheinen. Natürlich haben fundamentale Sechstage-Kreationisten mit fundamentalen Klimaskeptikern bzw. Intelligent-Design-Anhänger mit Klimaforschungsrelativisten nun keine gemeinsamen weltanschaulich-religiösen Agenden. Auch fordern Klimaforschungsrelativisten ja im Unterschied zu IDler mehr Forschung (und mehr Forschungsgelder). Aber richtig ist, dass Kreationisten und IDler den Evolutionswissenschaftlern doch gerne mal vorwerfen, dass die "Darwinisten" keine Wissenschaft, sondern Ideologie betreiben würden, und das passiert analog tatsächlich auch beim Klimathema. "Echte" Klimaskeptiker behaupten, die Klimaforscher betrieben Ideologie, denn sie wollten unter dem Deckmantel des globalen Klimaschutzes eine kommunistische Weltherrschaft etablieren oder träten für einen Ökofaschischmus ein. Und selbst die Klimaforschungsrelativisten behaupten immerhin schon mal gerne, dass die "2-Grad"-Klimaforscher eigene politische Agenden betreiben würden. Den Vorwurf könnte man allerdings ohne weiteres auch umdrehen. Und wenn gesagt wird, dass das Klima eh macht was es will, erinnert mich das ein bisschen an den Fatalismus fundamentalreligiöser. Allerdings nicht ganz, denn man kann natürlich etwas tun - sich anpassen an den Klimawandel durch neue großtechnologische Entwicklungen (ein mögliches Beispiel zeigen wir in der Abbildung :-)

Es geht mir wirklich nicht darum, zu polemisieren, aber ich denke es ist schon wichtig klarzustellen, dass hinter der dringenden Empfehlung nach der "2-Grad-Limitierung" des globalen Klimaanstiegs keine ideologischen Spinner stehen, sondern die ganz überwiegende Mehrheit der Klimaforscher. So flossen z.B. in den 4. Zustandsbericht des IPCC von 2007 über 2500 Expertenreviews ein, der Bericht ist geschrieben von über 450 Hauptautoren und über 800 "beitragenden" Autoren. Wissenschaftler aus 130 Ländern hatten 6 Jahre an diesem 4.IPCC-Bericht gearbeitet. Außerdem ist es wichtig zu betonen, dass nicht die Mehrheit der Geowissenschaftler zu den Klimaforschungsrelativisten zählt. Der eine oder andere Geowissenschaftler mag allerdings vielleicht deshalb Schwierigkeiten mit der Relevanz der 2-Grad-Leitplanke haben, weil diese auf unser in geowissenschaftlichen Maßstäben extrem kurzes Hochkulturzeitfenster bezogen ist. Geowissenschaftler sind es gewohnt, in geologischen Skalen zu denken.

Natürlich wissen wir immer noch viel zu wenig über das Klimageschehen sowie über die Auswirkungen auf die Umwelt und das Leben. Aber wir wissen mehr als genug, um sagen zu können, dass das Weltklima mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Ruder laufen wird, was katastrophale Folgen für die menschliche Gesellschaft hätte, wenn nicht umgehend umfassende Reduktionsmaßnahmen für CO2 auf globaler Ebene vereinbart werden. Deshalb ist das Thema Klimagipfel im Kopenhagen durchaus auch ein Thema im Darwin-Jahr. Der globale Selektionsversuch, den sich die Menschheit durch ihren Eingriff in das Weltklima und die Umwelt selbst auferlegt hat, darf nicht außer Kontrolle geraten.


Aktuell: Wissenschaft oder 2 Grad-Celsius-Limit?

Und dass wir gerade jetzt dieses Thema eröffnen, hat natürlich auch einen aktuellen Anlass, denn vor kurzem fand eine geowissenschaftliche Konferenz in Berlin statt, welche ursprünglich im Internet unter dem Titel „Was wissen wir vom Klima – Wissenschaft oder 2-Grad-Celsius-Limit“ angekündigt wurde. Der ursprüngliche Konferenztitel wurde später vorsichtshalber zu „Klima im System Erde – Antworten und Fragen aus den Geowissenschaften“ umbenannt. Falls Sie dieses Thema interessiert, lesen Sie doch einfach weiter und stöbern in den verlinkten Artikeln:

FAZ-Artikel vom 29.10.2009: Klimawandel und Erdpolitik. Ein Limit von zwei Grad Erwärmung ist praktisch Unsinn. "Drei große deutsche Geoinstitute stellen sich quer zur internationalen Klimapolitik. Statt nur über Temperaturen und Emissionen sollte über ein Erdsystemmanagement verhandelt werden, sagen die Direktoren Karin Lochte, Reinhard Hüttl und Volker Mosbrugger. In Kürze soll das Thema auf der gemeinsamen Konferenz „Klima im System Erde“ besprochen werden. Im Gespräch erläutern sie ihre Motive." > weiterlesen

Der Artikel sowie diese Tagung haben ziemlichen Wirbel verursacht.

Zuerst einmal haben sich die Klimaskeptiker gefreut, hier als Beispiel ein noch eher "moderater" Artikel:

ef-online, vom 30.10.09: Erderwärmung: Es gibt keine Alternative zur Anpassung an den Klimawandel. Geologen halten das Zwei-Grad-Limit für baren Unsinn. > siehe hier

Auch in den nicht von Klimaskeptikern dominierten Medien war der Impakt zur Tagung recht groß und es gab viel Wohlwollendes, etwa hier:

Potsdamer neueste Nachrichten vom 4.11.09: Erhebliche Schwachstellen. Die Potsdamer Geo- und Polarforschung stemmt sich gegen die offizielle Klimapolitik und mahnt eine Kurskorrektur an. > siehe hier

Tagesspiegel vom 4.11.2009: Labiler Planet. Um den Klimawandel zu bewältigen, genügt es nicht, Emissionen zu verringern. > siehe hier

Neue Zürcher Zeitung vom 10.11.09: CO 2 -Emissionen sind nicht alles. Forscher plädieren für vielschichtige Klimadiskussion. > siehe hier


Es gab allerdings auch kräftig und zunehmend Kritik:

Radiobericht in BR 2 (IQ) vom 2.11.09: podcast > siehe hier (kurz nach Mitte des mp3 beginnt der Beitrag von Renate Ell)

Weiterer Beitrag von Renate Ell vom 13.11. in vdi-Nachrichten: "Wechselwirkungen beim Klima nicht genau verstanden" > siehe hier.

Auch andere Geowissenschaftler und Klimaforscher meldeten sich kritisch zu Wort:

Reaktion von Reinhold Leinfelder im Tagesspiegel vom 10.11.2009: Zögerliche Geowissenschaftler bremsen die Klimapolitik – ausgerechnet vor Kopenhagen. > siehe hier
(Tipp, sehen Sie sich auch die Kommentareintragungen von Klimaskeptikern am Ende des Artikels an, sehr lehrreich).

Im heutigen Spiegel online (vom 17.11.2009): Erderwärmung. Klimaforscher protestieren gegen Institutsdirektoren. > siehe hier.
(Nachtrag vom 19.11.09: Hier das Originalstatement, auf welches im Spiegel-Artikel Bezug genommen wird)

Die Klimaskeptiker haben sich natürlich sofort kräftig gemeldet - große Ehre, der Artikel wurde von den Skeptikern sogar auf Englisch übersetzt und von Australien bis USA gemeldet. Ein paar Beispiele:
>Desperate Climate-Tors!
>Jetzt mit offenem Visier?

Von Interesse vielleicht auch in der heutigen Süddeutschen Zeitung (vom 17.11.2009):
Klimagipfel "Die Industrieländer kneifen wieder". "Die Wanne ist voll": Klimaexperten sind empört über das absehbare Scheitern eines weltweiten CO2-Abkommens.
In diesem Artikel positionieren sich acht Wissenschaftler. > siehe hier

Der dort aufgenommene eigene Kurzbeitrag sei nachfolgend wiedergegeben:

"Das bisschen Aufschub ist doch kein Problem, schließlich hat sich das Klima schon immer gewandelt? Schon richtig, Ökosysteme wie Korallenriffe haben sich im Laufe der Erdgeschichte immer wieder erholt, dummerweise aber erst nach Millionen von Jahren. Auch der Mensch hat schon höhere Temperaturschwankungen überdauert, dummerweise aber nur als jagender Nomade. Die moderne Kultur, bestehend aus Landwirtschaft, Arbeitsteilung, Handel und fragiler Infrastruktur hat sich in einem kurzen, klimatisch stabilen Zeitfenster entwickelt. In den vergangenen fünftausend Jahren schwankte das Weltklima nur um wenige Zehntel Grad pro Jahrhundert, im industrialisierten 20. Jahrhundert waren es plötzlich 0,8 Grad. Der heutige CO2-Wert in der Luft ist bereits höher als in den vergangenen Millionen Jahren. Der Mensch wird deshalb nicht als Spezies aussterben, aber das Ausmaß und die unglaubliche Beschleunigung des Wandels bedrohen die Zivilisation. Die atmosphärische CO2-Wanne ist voll, der Abfluss zu klein. Daher muss jetzt, ohne Aufschub, gehandelt werden."
Weiter Beiträge in diesem Artikel sind von Claudia Kempfert, Abt. Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Niklas Höhne, Autor des Weltklimarat-Berichts von 2007, Hans-Joachim Schellnhuber, PIK, Fatih Birol, Internationale Energieagentur in Paris, Wolfgang Sterk, Abtl. Klimapolitik, Wuppertal-Institut, Peter Lemke, AWI, Autor des IPCC zwischen 2000 und 2006. Peter Höppe, Georisikoforschung der Munich Re.

Wie Sie sehen, Wissenschaftsrelativismus, Wissenschaftsskeptizismus und Wissenschaftsfeindlichkeit gibt es nicht nur in der Auseinandersetzung mit den Evolutionswissenschaften. Ob das wohl ein Trost für Darwin sein kann?


Ihr
Reinhold Leinfelder



Anhang: Einige Artikel zum Vergleich von Klimaskeptikern mit Kreationisten sowie zu den Pseudoargumenten der Klimaskeptiker
> Happy Birthday, Charles Darwin, von RealClimate-Blog, 2006.
> Climate Change Creationists, Environment Blog, The Guardian, 4.3.2009
> Climate Change Deniers and Creationists, The Ethical Palaeontologist Blog, 10.4.2007
> Die Thesen der Klimaskeptiker - was ist dran? PIK-Homepage v. Stefan Rahmstorf (Sept. 2004)
> Die Klimahysteriedurchschauer und die Medien. Rezension von 2008
> Klimawandel.Eine heiße Debatte. Verursacht der Mensch die globale Erwärmung? Darüber streiten Forscher und Skeptiker erbittert. FOCUS online (2007)


Wer sich zum Klimathema informieren will, dem seien zwei Bücher empfohlen (natürlich gibt es viel mehr empfehlenswertes):
S. Rahmstorf & H.-J. Schellnhuber (2007): Der Klimawandel: Diagnose, Prognose, Therapie. CH-Beck-Verlag.
D. Archer (2008): Long Thaw: How Humans Are Changing the Next 100,000 Years of Earth's Climate (Science Essentials). Princeton University Press


Bild oben gefunden und verlinkt unter www.funnyandjokes.com
Bild unten gefunden und verlinkt unter http://de.toonpool.com

---- Nachtrag vom 19.11.2009 ----

Um unseren kleinen Vergleich zur Wissenschaftsfeindlichkeit bzw. - akzeptanz von Evolutionswissenschaften und Klimawissenschaften zu komplettieren, sind folgende Fundstücke vielleicht noch interessant:

Kreationisten behaupten gerne, dass Evolutionswissenschaftler selbst missionarisch vorgehen. Tatsächlich wird diese Falschaussage dadurch gestützt, dass einige das komplette Verhalten des Menschen biologisch erklären wollen, sie werden gerne Szientisten oder Biologisten genannt. Wir haben hier mehrfach dazu berichtet. Biologisten scheinen also die Unterstellung der Kreationisten, dass Evolutionswissenschaften selbst eine ideologische Agenda zu verfolgen, zu bestätigen. Grundfalsch ist dabei natürlich die Verallgemeinerung, dass dies für alle Evolutionswissenschaftler gelte. Das Groß der Wissenschaftler kennt die Grenzen der Anwendbarkeit und Erkenntnisfähigkeit ihrer Wissenschaft sehr genau.

Klimaskeptiker unterstellen den Klimawissenschaftlern ebenfalls gerne ideologische Motive, etwa dass unter dem Vorwand des Klimaschutzes die Demokratie abgeschaft werden soll und ein weltweiter Kommunismus errichtet werden soll, wir haben oben darüber berichtet. Hier noch ein Beispiel:
"Global warming has taken the place of Communism as an absurdity that "liberals" will defend to the death regardless of the evidence showing its folly. Evidence never has mattered to real Leftists" oder "The desire to save humanity is always a false front for the urge to rule it" (aus >antigreen.blogspot.com)

Es gibt auch "Klimawandel-Atheisten":
"I am not a global warming skeptic nor am I a global warming denier. I am a global warming atheist. I don't believe one bit of it. That the earth's climate changes is undeniable. Only ignoramuses believe that climate stability is normal. But I see NO evidence to say that mankind has had anything to do with any of the changes observed -- and much evidence against that claim. " (aus >antigreen.blogspot.com)

Eine völlig neue Erfahrung ist allerdings, dass mir nun auch von anderer Seite Inkonsequenz und Relativismus vorgeworfen wird. So wirft mir ein Kommentator namens Karl Weiss in der Online-Zeitung "Berliner Umschau" bezüglich meines Statements in der Süddeutschen Zeitung vom 17.11.09 doch gleich eine ganze Menge vor, nachfolgend ein paar Zitate:
(>Zitat Berliner Umschau) "In der Süddeutschen vom 17.11. 09 wurden die Texte von insgesamt 7 „Experten“ zum „Klimawandel“ ins Netz gestellt, die bereits alle ihre Enttäuschung über das Fehlen des Willens zu einen verpflichtenden Abkommen in Kopenhagen ausdrücken. Allerdings benennt keiner von ihnen das Problem richtig, keiner von ihnen benennt die Verursacher und Hintermänner dieses Fiaskos und keiner von ihnen weiss einen Ausweg. Nicht einer der Experten benennt das Problem klar als „Klimakatastrophe“. Es wird verniedlichend von Klimawandel geredet, von Klimaschutz und einer von ihnen behautet sogar: „Der Mensch deshalb wird nicht als Spezies aussterben . . .“ und legt nahe, die Menschheit, wie wir sie kennen, könnte überleben, wenn der „Point of no return“ in den nächsten Jahren überschritten wird und dann ein selbstbeschleunigender Prozess einsetzt, der von keiner menschlichen Anstrengung mehr gestoppt werden kann.
Zwar hat er rein formal Recht, denn er hat ja nur behauptete „als Spezies“. Tatsächlich könnte nach einer Klimakatastrophe eventuell hier oder dort ein kleines Grüppchen von Menschen unter speziellen Bedingungen überleben, aber „die Menschheit“ wird einer Klimakatastrophe eben zum Opfer fallen.
Wer dieser spitzfindige Verdreher ist? Er heißt Reinhold Leinfelder und ist Berater der Bundesregierung über globale Umweltveränderungen. Na, die Bundesregierung weiss eben, welche Berater man sich holt, nicht wahr?" (Zitat Ende)
Der Artikel nennt sich ">Das Ende der Menschheit - Wir oder sie?" Es wäre unnötig, diesen - pardon - Stuss hier zu erwähnen, aber der Abschluss des Artikels ist besonders aufschlussreich:
(Zitat) "Frau Merkel wird in Kopenhagen keinem Kompromiss über Selbstverpflichtungen zustimmen. Nicht weil sie zu dumm ist, nicht weil sie keine gesamtwirtschaftlichen Rechnungen aufmachen kann (oder sagen wir, selbst wenn sie es könnte), sondern weil sie klare Aufträge hat von Vattenfall, EON und RWE, von Daimler, BMW und VW, von BP und Shell (im europäischen Rahmen). Diese und alle anderen Monopolkonzerne sind die Totengräber der Menschheit, wenn es uns nicht gelingt, sie aufzuhalten.
Wir oder sie – kein anderer Weg ist möglich.
Eine neue - von den Grünen befreite - Umweltbewegung, muss radikal und gegen alle Widerstände eine grundsätzliche Wende der Energiebasis zu erneuerbaren Energien durchsetzen, koste es was es wolle. Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig." (Zitat Ende)

Also, hier wird der Klimawandel, der durchaus katastrophal werden könnte, diesbezüglich ist dem Autor zuzustimmen, aber nur dort, tatsächlich mehr als offensichtlich zu ideologischen Zwecken verwendet, die Klimaskeptiker freuen sich über diese Bestätigung ihrer Unterstellungen. Immerhin bleibt sich Autor Karl Weiss selbst treu. Schon Ende 2007 schrieb er zum Bali-Klimagipfel> in seinem Blog.

(Zitat) "Die Staaten als einzige Macht in den Ländern werden schwächer und können immer weniger internationale Vereinbarungen abschliessen. Gleichzeitig werden kriminelle Mafia-Organisationen und Unternehmen, die ähnlich wie solche agieren (siehe: Siemens), immer stärker und beginnen die Staatsmacht herauszufordern. Die Tendenz geht zu Warlord-Ländern, wo von internationalen Vereinbarungen nicht einmal mehr geträumt werden kann. Einige Entwicklungsländer sind schon weit fortgeschritten auf diesem Weg.
Die sozialistische Revolution steht in jeder Beziehung auf der Tagesordnung." (Zitat Ende)
Und dem Blogautor von AdlD ergeht es wie schon oft: egal ob Evolutionswissenschaften oder Klimawissenschaften, die Attacken kommen von gegensätzlichen Seiten. Aber so ist das halt, wenn man versucht weder alarmistisch, noch relativistisch noch missionarisch zu sein. Herr Weiss, besten Dank für dieses willkommene Beispiel, um die kleine Analogiegeschichte zu Anfeindungen der Evolutionswissenschaften und Klimawissenschaften zu komplettieren.

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1 Kommentar:

  1. Sehr geehrter Herr Leinfelder, wie bei Vertretern des Kreationismus, bzw. des "intelligent design", haeufig ein idelogischer Hintergrund aus evangelikalem Christentum und Neokonservativismus auszumachen ist, ist bei vielen "Klimaskeptikern" eine merkwuerdige ideologische Konstellation vorhanden. Maxeiner, Miersch, Broder und andere Autoren der 'Achse des Guten' treten in verschiedenen Medien als Klimaskeptiker, als Unterstuetzer der amerikanischen Kriege im Irak und Afghanistan und als Beschwoerer muslimischer Gefahren auf. Diese faelschlich als 'liberal' bezeichneten Themen, die auf den ersten und den zweiten Blick nichts miteinander zu tun haben, ergeben sich vielleicht aus einer Abgrenzungsgeste gegen gewisse 'Gegner' aus dem linken Spektrum. Nur hat das Akzeptieren einer ziemlich eindeutigen Forschungslage nichts mit 'links', 'rechts' oder 'Imperialismus' zu tun.

    Manche der Medien, die den 'Klimaskeptikern' eine Buehne geben, sind personell und finanzielle mit Unternehmen verknuepft, die sich von solchem Lobbyismus etwas versprechen. Das hat Lorenz Jaeger in der FAZ (http://www.faz.net/s/RubC5406E1142284FB6BB79CE581A20766E/Doc~EE604428F360A4BE18ADB54220443B8B6~ATpl~Ecommon~Scontent.html) dankenswerterweise aufgedroeselt, da man nun darauf verweisen kann, ohne der 'Verschwoerungstheorie' bezichtigt zu werden.

    Dass Sie Angriffe 'von beiden Seiten' zu hoeren bekamen, fand ich erstaunlich. Wissenschaftliche Argumente sind anscheinend ein rotes Tuch fuer jeglichen Parteigeist.

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