Montag, 27. Juli 2009

Warum gefallen uns Blumen? - Die Wissenschaft muss die Natur nicht entzaubern

von Reinhold Leinfelder

Ein Vorschlag: Wollen wir für die Urlaubszeit mal die „schweren“ Themen nicht einmal etwas beiseite schieben und uns sommerlich lieber an der Natur erfreuen? Beim Bergwandern blühende Almwiesen bewundern, im Naturpark Wildblüten suchen, in einem Schlosspark Rosenschauen sehen, auf Madeira von der Blütenpracht eingelullt werden? Aber warum gefallen uns eigentlich Blumen? Wo bleibt unsere Rationalität? Selbst Naturwissenschaftler haben eine wirklich emotionale Beziehung zu Blumen, so hoffe ich wenigstens - oder schenken die ihren Liebsten, ihren Freunden oder ihren Verwandten keine Blumen, gärtnern nicht im Blumenbeet vor sich hin oder schnuppern an den Blüten eines Jasminstrauchs? Nur Pollenallergiker seien entschuldigt, wenn sie Blumen vielleicht nicht soviel abgewinnen können.

Blumen sind „natürlicherweise“ ein positives Zeichen für Freundschaft, dienen „natürlicherweise“ als Schmuck, Zeichen von Liebe und Ausdruck von Lebensfreude. Die Romantik, der Jugenstil zeugen davon, aber auch heute ist eine emotional meist positive Grundeinstellung zur natürlichen Schönheit und zur Natur aktuell. Ja, schon richtig, Kant scheint hier nicht mehr uneingeschränkt zu gelten, er sah hinter der Schönheit noch etwas, das „reines, interesseloses Wohlgefallen“ auslöse (1). Heute sind wir auf dem Wege, auch die Ästhetik der Natur etwas besser zu verstehen, indem auch hinter der Schönheit ein biologischer (Teil-?) Nutzen gesehen wird. Wir wissen, dass die Farbigkeit und der Duft von Blumen Bestäuber anziehen sollen. Das Farbsehen von Tieren ist häufig eingeschränkt, aber gelb können die Blütenbestäuber und auch andere besonders gut erkennen, weshalb die gelbe Farbe bei Blumen dominiert. Aber andere Bestäuber haben sich eben auf andere Farben spezialisiert und finden „ihre“ Blüte auch dadurch leichter. Ähnlich ist es mit den Blütendüften, die meist Lockstoffe beinhalten.

Ob allerdings Schmetterlinge oder Fledermäuse, die eine bestimmte Blume besuchen und damit bestäuben, diese als ästhetisch schön empfinden, darf bezweifelt werden. Dennoch gefallen dem Menschen Blumen auf ästhetischer und eben emotionaler Ebene. Warum finden wir sie schön, obwohl wir doch nicht einmal Blumenbestäuber sind? Ein junger Wissenschaftszweig, die evolutionäre Ästhetik versucht aufzuzeigen, wie Geometrien, hinter denen sich implizit mathematische Formelhaftigkeit verbirgt, als Zeichen für biologische Fitness verstanden werden kann.

Allerdings kommen wir auch hier nicht uneingeschränkt im Verständnis weiter: Dass ein Artgenosse von anderen aufgrund einer symmetriebehafteten Schönheit als besonders fit, also besonders gesund und fortpflanzungsfähig betrachtet wird, mag man als biologisches Erbe vermutlich akzeptieren können oder müssen, wobei allerdings auch erwähnt werden sollte, dass „bioästhetische Defizite“ kulturell durch Kleidung, Kopf- und Körperschmuck oder Betonung sekundärer Geschlechtsmerkmale einerseits betont, andererseits aber auch durch andere kulturelle Merkmale wie Charme, Eloquenz, Bildung, kommunikativem Sozialverhalten oder Verwendung von Statussymbolen kulturell kompensiert werden können. Aber warum empfinden wir dann andere biologische Arten, also eben auch Blumenarten, oder gar komplette Landschaften als schön? Ist die Lust am Symmetrischen einfach ubiquitär, sozusagen ein Abfallprodukt der biologischen Bedeutung der Symmetrie innerhalb der eigenen Art oder gibt es doch auch eine damit verbundene Zweckhaftigkeit? Falls es also wirklich eine evolutionär fixierte und nicht nur kulturell geprägte „Phytophyllie“, also eine biologisch bedingte „Blumenliebe“ gibt, was ist deren Funktion? Blumen könnten, so sehen es manche, Indikatoren für gesunde Lebensräume sein, also für gesunde Böden, sauberes Wasser und reine Luft (2). Der Haken daran ist allerdings, dass die blütenreichsten Biotope oft durch eher unfruchtbare, karge Böden gekennzeichnet sind, dort gedeiht die biologische Vielfalt am stärksten. Als Indikator für möglichst gut für Ackerbau und Viehzucht verwendbare Böden sind bunte Blumenwiesen also eher weniger geeignet, eher schon zeigen sie eine große Vielfalt von zu erwartenden Samen und Früchten an. Diese Urliebe ginge also, sofern diese Interpretation akzeptiert wird, bis in die Steinzeit zurück. Ähnliches gilt für die Signalwirkung von Farben. Der Mensch ist ein ausgezeichneter Farbenseher und insbesondere rote Farben signalisierten für ihn als urzeitlicher Jäger und Sammler reife Früchte. Auch das Erkennen von Warnfarben, die in der Natur insbesondere in der Kombination gelb-schwarz verwirklicht sind, und oft auf giftige Organismen hinweisen, war sicherlich hilfreich (3). Wenn also der Mensch zu seinem eigenen Vorteil mit offenen Augen durch die Urlandschaft gehen musste, war eine Registrierung und sinnhafte Verwertung von Farben durchaus notwendig. Allerdings können Signalfarben ja auch kulturell festgelegt werden – die ganze Welt versteht wohl inzwischen den Signal-Unterschied zwischen Rot, Gelb und Grün bei Verkehrsampeln, das Blaulicht der Polizeisirene oder das Orange als Warnfarbe, etwa bei Baustellen. Ästhetisch sind diese Farbsignale in ihrem Kontext allerdings nicht mehr unbedingt, ob rot nun erotisierend wirkt oder eben nur als Verbotsfarbe, kommt ganz auf den (kulturellen) Kontext an. Kehren wir also lieber zu den Blumen und zur Natur zurück.

Es wäre schade, wenn uns die Naturwissenschaften durch ihre Rationalität und der Entschlüsselung weiterer Rätsel der Natur der emotionalen Verbundenheit mit der Natur berauben würden, vielleicht lehnen auch deshalb manche neue wissenschaftliche Erkenntnis ab. Die Gefahr ist allerdings nicht unbedingt gegeben, sofern man trotz Naturwissenschaften auch weiterhin Faszination zulässt. Für manche bleibt, über das rationale Verständnis der Naturprozesse hinaus, die emotionale Beziehung zur Natur sogar noch mehr als Faszination, nämlich etwas Wunderbares und dagegen ist nichts Grundsätzliches einzuwenden. Natürlich weiß der Vorgebildete, dass wir selbst komplett aus organischen Molekülen bestehen, aber deswegen reduzieren wir doch unser Gegenüber, unseren Lebenspartner noch längst nicht auf einen biochemischen Reaktor, sondern schenken ihm eben, meist viel zu selten, Blumen.

Die Erforschung der Frage, warum und über welche Wege wir die Natur trotz aller angeblichen „darwinschen Grausamkeiten“, trotz des Fressens und Gefressen-Werdens, trotz des Überleben des Angepasstesten als positiv, ästhetisch und emotional beglückend empfinden können, ist längst nicht beendet. Auch hierüber sollten sich Natur- und Kulturwissenschaftler gemeinsam wundern und zwar so lange, bis sie diese Frage gemeinsam gelöst haben. Die Faszination und emotionale Freude an der Natur – und damit an den Blumen - wird dennoch bleiben. Wir müssen dies auch für alle anderen ungelösten naturwissenschaftlichen Fragen erreichen. Wenn wir uns über gar nichts mehr wundern, über gar nichts mehr freuen, also der Natur mit Gleichgültigkeit gegenüber treten, oder bestenfalls ausschließlich deren ökonomischen Nutzen akzeptieren, nehmen wir uns selbst eine emotionale Heimat, die gerade in Zeiten der Globalisierung nicht hoch genug zu schätzen ist. Wenn wir jedoch auch in einer Wissensgesellschaft nicht verlernen, uns auch weiterhin über die Natur freuen und wundern zu können und daraus Kraft für einen Forschungsprozess nehmen, werden wir die Natur auch in Zukunft nicht entzaubern, sondern sie uns durch unser besseres Verständnis sogar näher bringen. Mit einem ideologischen, teilweise esotherischen Zugang zur „Mutter Natur“ hat dies natürlich überhaupt nichts zu tun, sondern es fordert geradezu zum auch wissenschaftlichen Kennenlernen der Natur auf. Denn nur was man wirklich kennt, kann man auch lieben und schützen. Zum wirklichen Kennenlernen gehört jedoch auch eigene Aktivität – am besten sollte jeder selbst ein bisschen Naturforscher sein, wir müssen ja nicht gleich alle zu Darwins werden, es genügt schon, mit offenen Augen neugierig durch die Natur zu wandern oder einen botanischen Garten zu besuchen und sich Blumen selbst anzusehen, sich zu wundern, sich zu informieren und vor allem, sich darüber zu freuen.

In diesem Sinne wünsche ich eine emotional erholsame Sommerzeit.

Ihr
Reinhold Leinfelder


(1) Immanuel Kant (1790), Kritik der Urteilskraft, Suhrkamp, 2005

(2) Peter Sitte (2008): Evolutionäre Ästhetik und funktionale Schönheit. In: .Klose, J. , Oehler (Hrsg.), Gott oder Darwin?, S. 331-348, Berlin, etc. (Springer).

(3) siehe auch: Josef Reichholf, Warum lieben wir Blumen? Videoblog, siehe http://www.welt.de/wissenschaft/article3739980/Warum-lieben-wir-Blumen.html

Donnerstag, 16. Juli 2009

Jede Menge Eigentore – das muss man doch mal aufschreiben!

Eine sehr persönlicher offener Brief über die Evolution, den Papst und die Welt anlässlich der persönlichen Vorwürfen des Autors Benno Kirsch

Hinweis: Dr. Benno Kirsch ist Journalist und Autor, schreibt u.a. regelmäßig in der Online-Zeitung "Die freie Welt", ab und an in der FAZ und betreibt einen eigenen Blog namens "Naturalismuskritik - Gegen die Reduktion menschlicher Existenz auf Materie"
In einem aktuellen Beitrag namens "Odysseus ante Portas" unterstellte er mir, dass ich die katholische Kirche abschaffen möchte. Derartige Unterstellungen kann man entweder komplett ignorieren oder lapidar auf meine vorhandenen Stellungnahmen verweisen, oder aber zum Anlass nehmen, eine Positionsklärung vorzunehmen. Ich habe mich entschlossen, eine derartige persönliche Positionserklärung aufzuschreiben, die die absurden Vorwürfe jedoch nur zum Anlass nimmt, mit einigen Unterstellungen und Vorurteilen in der Diskussion um naturwissenschaftliche Erklärungsansprüche allgemeiner aufzuräumen bzw. dies zumindest zu versuchen. Ich habe dazu, um den Kontext klarzumachen einen Essay in Form eines "offenen Briefes" gewählt. Eine Kurzform habe ich als Kommentar auf Herrn Kirsch' Blogsite eingestellt
.


(Bild von Bernd Haberl aus http://www.illustrationen.at/haberl/verstreutes_karikaturen_01.html , verwendet mit freundlicher Genehmigung durch den Autor)
(Nachträge am Ende der Seite vom 24.7.09)

Ref. „Odysseus ante Portas“ (http://naturalismuskritik.wordpress.com/2009/07/11/odysseus-ante-portas/) von Benno Kirsch vom 11.7.09


Berlin, 16.7.2009
Sehr geehrter Herr Kirsch,

irgendwie scheint mir, dass Sie gewisse Schwierigkeiten haben, meine Position in Sachen Evolutionswissenschaften richtig zu verorten. Hierzu ein kleiner "historischer" Abriss:

Eine kleine Historie:
Bezüglich meines Beitrags im Buch „Kreationismus in Deutschland“ (Hrsg. U. Kutschera, 2007) zitieren Sie mich ja 2007 noch recht wohlwollend u.a. mit: „Aber die Frage nach dem Sinn des Lebens kann die Evolutionstheorie nicht oder zumindest nicht verbindlich für alle beantworten. Für viele Zeitgenossen steckt im Leben kein weiterer Sinn als der biologische Sinn der Fortpflanzung, viele andere sehen aber auch übergeordnete Sinnebenen. Das ist jedoch beides eine Frage des persönlichen Weltbildes, mit anderen Worten eine Glaubensfrage - die Evolutionsbiologie ist dafür nicht mehr zuständig, die Kreationisten allerdings auch nicht“ und meinen dazu: „Damit hat Leinfelder den Nagel auf den Kopf getroffen.“
(aus http://www.philosophia-online.de/mafo/heft2007-4/Kir_Kre.htm).

Im März 2009 waren Sie offensichtlich auf einer Vortragsveranstaltung zu Kreationismus und Menschenbild anwesend, auf der auch ich auftrat. Dazu schrieben Sie auf Ihrem Naturalismuskritik-Blog: „Einerseits macht Reinhold Leinfelder einen vernünftigen Eindruck. ... Andererseits ... platzte es einmal aus ihm heraus: „Sie sind im Moment ein Kreationist!“.... Vermutlich ist Leinfelder tatsächlich an der Respektierung der Grenzen von Religion und Wissenschaft gelegen. Doch sein Ausbruch hat gezeigt, dass er unter einer Obsession leidet: Er wittert überall „Kreationisten“. Wir hatten das mit der Obsession dann diskursiv in Ihrem Kommentarteil geklärt. (http://naturalismuskritik.wordpress.com/2009/03/16/kreationisten-uberall-kreationisten/) .

Relativ "gut weg" kam ich dafür wieder am 9. Mai 2009 in Ihrem Blog , indem Sie meinten: „Reinhold Leinfelder hat verstanden, worum es geht. Ein Wahlpflichtfach Religion in Berlin einzuführen (in den meisten anderen Bundesländern existiert es schon) hieße nicht, religiösen Fundamentalismus zu fördern oder areligiöse Schüler zu missionieren oder was der Vorurteile sonst noch bestehen. ... Ob der Religions- bzw. Werteunterricht der „Integration“ dient (was immer damit gemeint sei), wie Leinfelder behauptet, sei dahingestellt. Aber so viel steht fest: Religion und Vernunft gehören zusammen. Nur die Berliner haben das noch nicht begriffen.
(http://naturalismuskritik.wordpress.com/2009/05/07/was-zusammen-gehort/)

Nun bin ich allerdings doch überrascht. In Ihrem Blogeintrag vom 11. Juli hagelt es unter dem Titel „Odysseus ante Portas“ (http://naturalismuskritik.wordpress.com/2009/07/11/odysseus-ante-portas/) gewaltig Hiebe. Ich weiß gar nicht recht, was ich nun schon wieder angestellt haben soll. Ok, es geht um einen Eintrag in meinen Blog, den ich Anfang Februar (!) 2009 gemacht habe (http://achdulieberdarwin.blogspot.com/2009/02/lefebvre-sekte-vertritt-auch.html). Ich hatte mir damals tatsächlich erlaubt, dem Papst ein paar (rhetorische) Ratschläge zu erteilen, und zwar in Sachen Pius-Bruderschaft. Wie konnte ich nur? Ach so, Ihrer Meinung nach will ich, dass der Papst, nein die ganze katholische Kirche vor mir kuscht. Woher Sie allerdings Ihre Einschätzung nehmen, dass die katholische Kirche nach meiner Lesart am besten ganz verschwinden soll, müssten Sie mir schon näher erklären (oder besser doch nicht?). „Im Grunde unterscheidet sich seine Haltung zur Kirche nicht grundsätzlich von der seiner Gesinnungsgenossen wie Ulrich Kutschera. Lediglich sein Ton ist ein bisschen konzilianter.


Odysseus oder der Wolf im Schafspelz?

Dass die Piusbrüder für den Dialog zwischen Kirche und Naturwissenschaften ein echter GAU seien, wie ich geschrieben habe, ist übrigens die Aussage eines mir gut bekannten katholischen Pfarrers (von denen ich recht viele kenne). Und irgendwie kommt es mir so vor, dass Sie zwar mir ein Diskussionsverbot aufhängen wollen, aber Sie dafür uneingeschränktes Rederecht beanspruchen?? Wie anders soll ich nämlich das verstehen: „ Misstrauisch bin ich außerdem immer dann, wenn ein Naturwissenschaftler der katholischen Kirche etwas Gutes tun will. Vor allem wenn es sich um einen Naturwissenschaftler handelt, der sich den Kampf gegen „den Kreationismus“ auf die Fahnen geschrieben hat. Reinhold Leinfelder ist so ein Naturwissenschaftler, der der katholischen Kirche jetzt ungefragt Ratschläge erteilt. “ Oder bezüglich der Pius-Bruderschaft: „Man könnte meinen, dass es sich um eine – ziemlich kontroverse, wie man erwähnen muss – interne Angelegenheit handelte, für die sich Nicht-Katholiken nicht zu interessieren brauchen, weil sie sie nicht betrifft.

Nur mal so gefragt: woher nehmen Sie eigentlich die Gewissheit, dass ich kein Katholik bin? Über diesen "Verdacht" scheine ich wohl erhaben zu sein. Ach so, geht ja noch weiter: „Außerdem ist diese Angelegenheit so speziell, dass nicht einmal Katholiken genaueres darüber wissen.“ Oh pardon, also das ist ja auch egal. Selbst wenn ich nun, nur mal angenommen, (iih!?) Katholik wäre, kann ich ja dennoch nix drüber wissen, aber dafür eben Sie. Wie konnte ich das nur übersehen? „Die Piusbruderschaft war Leinfelder vor dem unberechtigten Geschrei wegen der Causa Williamson vermutlich völlig unbekannt.“ Aha, irgendwie scheinen Sie mich vielleicht mit jemandem zu verwechseln? Aber immerhin, es wird ja noch konkreter: „Wenn sich Leinfelder mit seiner Einschätzung mal nicht irrt. Erstens ist das, was die Piusbrüder zur Evolutionstheorie zu sagen haben, innerhalb der katholischen Kirche durchaus wohlgelitten.“ Interessant, woher Sie Ihre Informationen haben. Von den katholischen Geistlichen, mit denen ich regelmäßig diskutiere, habe ich andere Informationen, die sind zwar papsttreu, aber irgendwie halt auch scheinbar fehlgeleitet, denn ab und an kritisieren auch sie Einzelaussagen des Papstes. „Um den gewünschten Prozess der Selbstauflösung zu beschleunigen, muss die Kirche sturmreif geschossen werden, und dazu ist kein Vorwurf dämlich genug.“ Wumms, mir ging es also nur darum, die Kirche sturmreif zu schießen, ich hab nur die Piusbrüder dazu instrumentalisiert. Durchschaut, messerscharf! Oder doch nicht?

Hierzu also passt der Titel „Odysseus ante portas“?! Nein, bloß nichts einbilden, ich bin wohl doch nicht listig wie Odysseus, der den Gutmeinenden bislang nur ein „biologistisches“ trojanisches Pferd untergejubelt hat, das haben Sie ja durchschaut! Und humanistisch gebildet, wie wir wohl beide sind, verwechseln Sie auch nicht zufällig Odysseus mit Hannibal. Nein, der irrfahrende Supernaturalist-Leinfelder-Oysseus ist bereit zum Sturm auf Rom. Wow!

Darf ich vielleicht mal bescheiden fragen, ob Sie in oben erwähnter Diskussionveranstaltung zu Kreationismus meinten, dass ich mich mit Ulrich Lüke, seines Zeichens katholischer Theologe und Biologe „gefetzt“ habe?
Kennen Sie sein Buch "Das Säugetier von Gottes Gnaden", mit dem er auch gegen Kreationismus zu Felde zieht. (aus einer Besprechung: "Und das ist auch Lükes Credo in diesem Buch: Die beiden Wissenschaften (Anm. Religionen und Naturwissenschaften) müssten sich gegenseitig respektieren und sich befruchten, statt sich zu bekämpfen", siehe hier).
Haben Sie schon mal wirklich meine Stellungnahmen zu Kreationismus und Szientismus sowie dem Verhältnis zwischen Wissenschaft und Kirche gelesen? Gerne nachlesbar in weiteren Beiträgen auf diesem Blog bzw. unter http://www.palaeo.de/edu/kreationismus/stellungrl

Könnte es vielleicht sogar sein, dass Sie nur in Schwarz-Weiß bzw. Entweder-Oder-Kategorien denken wollen? Das will ich zwar nicht unterstellen, aber Sie sollten sich diesbezüglich mal selbst analysieren. Oops, jetzt haben Sie mich wieder ertappt: schon wieder ein guter, ungefragter Tipp, aber nur wohlgemeint, genau. Tor für Sie. Vorschlag: ich zähle nur Ihre Tore, Ihre Eigentore zählen Sie bitte selbst.


Meine Grundpositionen

OK, ich will es mir nicht ganz so einfach machen. Ich möchte lieber versuchen, verkürzt und deshalb vielleicht nicht differenziert genug meine Positionen auf den Punkt zu bringen. Schließlich bin ich zwar Ihrer Meinung nach wohl ein übler Papstaushebler und „Gesinnungsgenosse“ der üblichen Couleur, aber „ Lediglich sein Ton ist ein bisschen konzilianter.“ Also zurück zum konzilianten Ton. Hier kommen meine persönlichen Positionen, die es Ihnen und anderen Interessierten erleichtern sollen, mich zu verorten. Meine Positionen sind allerdings auch mir selbst gegenüber kein Dogma, sondern sofern mir dies notwendig und sinnvoll erscheint, selbstverständlich anpassbar.

  • Die Evolutionstheorie ist zwar wissenschaftlich absolut bestätigt, aber dennoch wie jede wissenschaftliche Theorie, auch wenn sie noch so fundiert ist, kein Dogma, und natürlich gibt es noch vieles zu erforschen. Bislang ist die Evolutionstheorie teilweise noch recht mechanistisch-linearkausal. Spieletheorie und die Untersuchung nichtlinearer komplexer Systeme werden in Zukunft noch stärker ins Blickfeld des Interesses rücken. (Mit nichtlinearen komplexen Systemen meine ich natürlich keine Augen , Federn, Flagellen oder ähnliches, was die IDler gerne und fälschlicherweise ins Feld führen, sondern insbesondere Ansätze zur Untersuchung von Latenz- und Reaktivitätszeiten sowie Musterdynamik ganzer Ökosysteme, von EvoDevo-Prozessen incl. der Genom-Epigenom-Interdependenzen und des menschlichen Gehirns). Hier werden Erweiterungen des Verständnisses auch der Evolution erfolgen, ich gehe davon aus, dass viele Neuigkeiten und auch manche Überraschung auftreten werden. All dies wird die Evolutionstheorie vermutlich nicht erschüttern sondern untermauern und erweitern.
  • Kreationismus ist, auch in seiner Neo-Spielart, dem sog. ID-Ansatz, unwissenschaftlich. Selbst wenn ggf. offene, bis dato ungelöste Probleme in der Evolutionstheorie ausgemacht werden würden, ist damit nicht automatisch eine ID-„Theorie“ richtig, die per se nicht falsifizierbar ist, und „lückenbüßerische“ pseudotheologische (, sowie pseudowissenschaftliche) Argumente einbringt. Wenn Teile einer Theorie A noch offen sind (oder sogar falsch wären), ist nicht automatisch eine Annahme B richtig, aber diese kleine Weisheit scheint manchmal schwer vermittelbar.
  • Szientismus und Biologismus, also einen alleinigen, teils sogar ideologisierenden Erklärungsanspruch der biologischen Evolutionstheorie auch für Verhaltensmuster und gesellschaftliche Phänomene lehne ich ebenfalls ab. Kulturell-gesellschaftliche Phänomene und Entwicklungen laufen meiner Überzeugung nach nicht ausschließlich nach den Prinzipien biologischer Evolution ab und sind nicht zwingend und komplett durch die biologische Evolution determiniert. Wir haben, trotz der biologischen Bedingtheit des Gehirns eine hohe Eigenständigkeit des Geistes, was man biologisch betrachtet vielleicht als emergentes Phänomen bezeichnen könnte. Natürlich sind unsere Verhaltensweisen auch biologisch beeinflusst, wobei man jedoch Verhaltenskategorien und Situationen berücksichtigen muss. Keinesfalls lehne ich aber evolutionärpsychologische Beiträge per se ab. Eines der spannendsten Forschungsfelder ist hierbei die Beziehung zwischen biologischer Evolution und kulturellem Überbau. Wann ist die Kultur ein verlängerter Arm der biologischen Evolution, wann hat sie eine Eindämmungsfunktion, wo ist sie komplett vom biologischen Erbe emanzipiert und in welcher Weise ist dies alles situationsabhängig ? Nur mit einem Verständnis der Dynamik beider Ebenen werden wir auch einen wesentlichen Schritt weiter kommen, um gesellschaftliche Prozesse zu verstehen und damit friedlich und sinnvoll gestalten zu können. Ethische Normen sollten durchaus bei ihrer Erstellung biologische Prädispositionen mit ins Kalkül ziehen - eine ethische Norm welche das nächtliche Schlafen stigmatisiert, würde sicherlich nie befolgt werden. Allerdings können sie meiner Überzeugung nach keineswegs dominant aus der Evolutionsbiologie abgeleitet werden. Die ausschließliche Berücksichtung biologisch angelegter Verhaltensmuster zur Erstellung von Normen würde nicht zu einem „evolutionsethischen Humanismus“, sondern nur zu einem nichtethischen „Biologismus“ führen. Aber das wissen sogar diejenigen, die einen „evolutionären Humanismus“ fordern. Die oft kontroverse Diskussion bewegt sich darum, wie stark oder schwach unsere eigenen biologischen Dispositionen in ethische und sogar juristische Konzepte einzubringen sind, und da bin ich der Auffassung, dass Menschsein und Humanismus gerade auch darin besteht, sich in weiten Teilen von rein biologischen Verhaltensmustern emanzipieren zu können, zumindest dort, wo es im Sinne eines friedlichen und gerechten Zusammenlebens angebracht erscheint.
  • Religionen liegen für mich auf anderen Ebenen als Naturwissenschaften und kommen sich deshalb in aller Regel mit den Naturwissenschaften nicht in die Quere. Naturwissenschaften liefern ein Weltbild des „Wie funktioniert die Natur?“, Religionen, aber auch areligiöse Philosophien können für Sinnfragen nachgefragt werden. Naturgemäß sind die Antworten der Religionen nichtwissenschaftlich (wobei ich hier nicht Religionswissenschaften meine), sondern stellen Glaubensaussagen dar, man kann diese glaubhaft oder gar vernünftig finden oder auch nicht. Ein naturwissenschaftliches Weltbild kann als solches philosophisch reflektiert werden und zu einer persönlichen agnostischen oder atheistischen Weltanschauung führen, es kann aber auch um ein religiöses Weltbild zur Sinnhaftigkeit der Welt erweitert werden und dann in eine religiöse Weltanschauung münden. Beides ist weder zwingend noch allgemeingültig, sondern eine rein persönliche Entscheidung. Weltanschauliches Missionieren lehne ich von allen Seiten ab, sofern nicht nur ein Überzeugen durch Beispiel und Diskurs damit gemeint ist. Religiöse Traditionen sind allerdings auch Teil unseres Kulturverständnisses. Kulturelle Traditionen müssen natürlich hinterfragbar sein.
  • Die Evangelische Kirche(n) sind im Kern sogar oft noch aktiver als die Katholische Kirche, sich gegen Kreationismus zu positionieren, haben es allerdings, da stärker selbstbestimmt , meines Erachtens eher schwieriger, Randgruppenentwicklungen welche ein fundamentales, wissenschaftsfeindliches Bibelverständnis besitzen, argumentativ zu beeinflussen, da die evangelischen Gruppierungen sich stärker selbstbestimmt sehen.
  • Die religiösen Normen der katholischen Kirche sind für mich nichts anderes als starke ethische Normen, die nicht jederzeit in gewisser Beliebigkeit gesellschaftlich anpassbar sind. „Dogmen“ gehören auch in diese normative Kategorie, sind jedoch, was kaum einer weiß, auch in der katholischen Kirche extrem selten (siehe unten). Starke religiöse Normen können bezüglich einer Vermeidung von fundamentalbiblisch begründeter Wissenschaftsfeindlichkeit durchaus hilfreich sein, sofern die Normen richtig gesetzt sind.
  • Kirchenkritik, sofern differenziert, sollte auch für Konfessionsangehörige kein Tabu sein. Auch die katholische Kirche ist deutlich heterogener als von außen oft wahrgenommen wird. Befreuungstheologie, ökopolitischer Einsatz kirchlicher Organisationen, innerkirchliche Kritik am Kondombann sowie Bekenntnisse zur Abtreibungsberatung und vieles mehr zeigen, dass dadurch nicht immer gleich die ganze Kirche in Frage gestellt wird.
  • Unter modernen Kirchen verstehe ich einfach diejenigen, die sich in einer säkularen Welt behaupten können, da sie sich wissenschaftlicher Erkenntnis nicht verschließen. Schlichtweg als groben Unfug bezeichnen muss ich Ihre Interpretation meiner Aussage: „’Modern’ ist die Kirche nämlich nur dann, wenn sie anstatt Gott Darwin anbetet bzw. wenn sie nicht mehr existiert.“ Da kann der Bayer in mir nur sagen, so ein Schmarrn! Welch eingeschränktes Bild von Kirche haben Sie denn bloß?

Leitmotive und gesellschaftliche Leitplanken

Mein generelles gesellschaftliches Leitmotiv lautet: Vielfalt zulassen, aber nicht ausufern lassen. Hierzu können „Leitplankenmodelle“ wie sie der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltänderungen (WBGU), dem ich als Mitglied angehöre, vor langer Zeit formuliert hat, auch für viele andere Bereiche hilfreich sein. Ein Leitstreifen in der Mitte gibt einen Pfad vor, bei dem aber nur die Richtung verbindlich ist, das Ziel kann auf oft sehr breiten Wegen erreicht werden, bei der nur die aufgestellten Leitplanken nicht durchbrochen werden dürfen. Manchmal sind nur eine oder zwei Leitplanken ausreichend, teilweise werden auch mehrere benötigt. Hier einige Beispiele für Leitplanken-Themen zur Erläuterung:

  • Klimadebatte: die wesentliche Leitplanke des WBGU ist es, eine Temperaturerhöhung von 2 Grad nicht zu übersteigen. Die Wege dorthin sind vielfältig, aber sie dürfen nicht über diese Leitplanke purzeln.

  • Biodiversität: die wesentlichen Ökosystemfunktionen müssen trotz Landnutzung, Verschmutzung und Klimaveränderung aufrecht erhalten werden (insb. Reinhaltung der Luft, des Wassers und des Bodens, Klimapufferwirkung, Bestäuberleistungen etc.)

  • Forschungsleitplanken: (a) Hypothesen als solche sichtbar machen und offene Fragen nicht verschleiern; (b) keine Überinterpretationen, keine Ideologen ableiten; (c) Ergebnisse nachprüfbar hinterlegen; (d) für besondere Anwendungen und Versuche ethische Kontrollen akzeptieren;
  • Wissenschaftsvermittlung und wissenschaftliche Politikberatung: (a) differenziert, sachlich, authentisch. (b) fundierte Szenarien entwickeln, Wahrscheinlichkeiten angeben; (c) substanziierte Handlungsempfehlungen ableiten.
    Falsch wäre etwa (a’): alles relativieren, da ja angeblich noch nicht genügend Wissen vorhanden sei; (b’) Alarmismus hervorrufen; (c’) „missionarisch“ auftreten;
  • Weltanschauungsunterricht: Vielfalt zulassen, aber religiösen und konfessionslosen Weltanschauungsunterricht staatlich kontrollieren.

Papa intra Portas?

Und nun doch noch zum Papst: Der wird wegen einiger Presseartikel und eines Leinfelder-Blogs zu den Piusbrüdern nicht gleich abdanken. (Mein Blogartikel wurde übrigens offensichtlich zwar erst jetzt von Ihnen entdeckt, jedoch bereits Anfang Februar 2009 von mir geschrieben und gepostet, ich komme also keinesfalls „im Nachgang der Erregungswelle daher“ sondern schrieb ihn mittendrin). Und die katholische Kirche hält bedeutend mehr Dialog und Kritik aus, als Sie vielleicht vermuten. Von Kreationismus hat sich die Kirchenobrigkeit kräftig distanziert, unter anderem auch mit der vor kurzem durchgeführten Tagung an der päpstlichen Universität in Rom. Sie finden hierzu in diesem Blog sowie unter meinen sonstigen Stellungnahmen viele Beispiele. Ein Papst hält also sowohl die Meinung eines Reinhold Leinfelders zu Lefebrve als auch Ihre Meinung zur Integrationsnotwendigkeit der Piusbruderschaft aus (sofern ich Sie da richtig verstanden habe).

RL und die anderen

Und natürlich teile ich etliche Positionen in meiner Einstellung zum Kreationismus mit Herrn Kutschera und vielen anderen. Diese Kollegen werden mir dennoch, so hoffe ich zumindest, auch zugestehen, bezüglich der von manchen angenommenen hohen Allgemeingültigkeit der Evolutionstheorie auch für kulturelle Phänomene sowie hinsichtlich der Vereinbarkeit von Naturwissenschaften und Religion eine andere Meinung zu haben. Ich kann auch damit leben, dass mich dezidierte, fundamentale Religionskritiker wie etwa M. Schmidt-Salomon von der Giordano-Bruno-Stiftung wegen meiner, übrigens von sehr vielen geteilten Position eine „Halbierung von Darwin vorwerfen, weil ich mich nur gegen Kreationismus, aber nicht pauschal gegen alle Religionen wende, und wenn Sie mir nun von anderer Seite quasi vorwerfen, ein Wolf im Schafspelz zu sein, nur weil ich mir erlaubt habe, den Papst in einer speziellen Sache zu kritisieren und damit angeblich die Kirche insgesamt sturmreif schießen möchte.

Auch Kreationisten haben mich übrigens schon (völlig zu Unrecht) vereinnahmt, das gilt auch für den wichtigsten deutschen kreationistischen Verein „Wort und Wissen“, einige der Geschichten finden sich unter http://achdulieberdarwin.blogspot.com/2009/03/so-zitieren-kreationisten-archaeopteryx.html

Fazit
Dies alles scheint wohl der Preis dafür zu sein, sich innerhalb der beiden Leitplanken (a) „differenziert und wissenschaftlich sachlich bleiben“ und (b) „Grenzen der Wissenschaft akzeptieren“ bewegt. Der Leitstreifen in der Mitte meint für mich, für die Bedeutung der Wissenschaft zum Verständnis dieser Welt zu werben und dafür ist es die Mühe und den Ärger gewiss Wert.

Sehr herzlich

Ihr
Reinhold Leinfelder

PS: und nun noch ein paar Überraschungen sowie zwei Fragen an Sie:

a) Ich halte die neue Sozialenzyklika des Papstes, soweit ich bislang ihre Inhalte kenne, ganz im Gegenteil zu den Berichten vieler überregionaler Zeitungen für gut, hätten Sie das gedacht? Leinfelder lobt den Papst, ist hiermit geschehen! (Kontext: z.B. Spiegel-online-Artikel zur Enzyklika: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,634727,00.html)

b) Was würden Sie sagen, wenn ich Katholik wäre, gar noch einigermaßen regelmäßiger Kirchgänger? Wäre Ihre Einschätzung dann eine andere oder würden Sie gar beim Papst einen Antrag auf meine Exkommunikation stellen?
In Frage käme a) „Exkommunikation als Tatstrafe: Häresie“ (Can. 1364 § 1), oder b) „Exkommunikation als Spruchstrafe wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses“. Ich bin aber immer noch der Meinung, dass vor mir die Piusbrüder dran sei müssten, und zwar wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ (Holocaust-Leugnung), wegen „Häresie“ (Lehre, die im Widerspruch zur Lehre der christlichen Großkirche steht und beansprucht, selbst die Wahrheit richtiger zum Ausdruck zu bringen) und/oder auch „Schisma“ (Spaltung innerhalb einer etablierten religiösen Glaubensgemeinschaft ohne Ausbildung einer neuen theologischen Auffassung). Würden Sie so etwas als innerkatholische Bemerkung eher akzeptieren? Außerdem: ja, ich bin kein Spezialist für Kirchenrecht, aber auch viele Nichtnaturwissenschaftler machen kritische Aussagen zur Evolutionstheorie, warum auch nicht?

c) Und nun noch versöhnlich zum Schluss: Ihre persönlichen religiösen Gefühle zur Unfehlbarkeit des Papstes wollte ich nicht verletzen. Aber die Unfehlbarkeit des Papstes gilt, das wissen Sie sicherlich, längst nicht uneingeschränkt, sondern ganz im Gegenteil nur in extrem seltenen Fällen, nämlich wenn er explizit „ex cathedra“ spricht und neue Dogmen mit der Formel „definimus et declaramus“ einleitet. Das letzte Dogma mit Unfehlbarkeitsanspruch war wohl 1950, das wichtige zweite Vatikanische Konzil verzichtete völlig auf Unfehlbarkeitsanspruch, worauf sich nun die Piusbrüder gerne berufen. Gerade auch deshalb darf hier doch eine persönliche Meinung kund getan werden. Weshalb Sie dennoch derart an die Decke gingen, ist mir nach wie vor ein Rätsel.

d) Dieser Blogeintrag geht natürlich weit über das hinaus, was als eventuelle Reaktion auf Ihren Blogartikel vielleicht nötig war. Sie haben, neben (m.E.) vielen Eigentoren also eine umfassende Positionsbeschreibung durch mich erreicht, ein echtes Tor für Sie. Vielleicht ist dies ja auch für den einen oder anderen außerhalb von uns beiden von Interesse. Deswegen hab ich dies alles aufgeschrieben. Damit folge ich ja nur dem von Ihnen auf Ihrer Geschäftsseite ausgegebenen Motto: „Das müsste man mal aufschreiben“ (www.bennokirsch.de). Nichts anderes hab ich gemacht (und nun auch noch Reklame für Ihre Seite)

;-)

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Nachtrag vom 24.7.2009.

A) Die weitere Diskussion mit Benno Kirsch kann hier nachgelesen werden:

Obigen Kommentar in gekürzter Version, gepostet auf dem Blog von Benno Kirsch:
http://naturalismuskritik.wordpress.com/2009/07/11/odysseus-ante-portas/#comments

Erwiderung von BK vom 18.7.09
http://naturalismuskritik.wordpress.com/2009/07/11/odysseus-ante-portas/#comment-1235

Nochmalige Erwiderung von mir am 19.7.09:
http://naturalismuskritik.wordpress.com/2009/07/11/odysseus-ante-portas/#comment-1236

Darauf nochmals Kommentar von BK vom 21.7.09
http://naturalismuskritik.wordpress.com/2009/07/11/odysseus-ante-portas/#comment-1238


B) heute wies mich ein Journalist darauf hin, dass es wieder eine Bewerbung von Poppenberg-Kreationistenvideos auf den Webseiten der Pius-Bruderschaft gibt. Näheres siehe meinen heutigen Nachtrag unter http://achdulieberdarwin.blogspot.com/2009/02/lefebvre-sekte-vertritt-auch.html am Ende des Blogeintrags.

Sonntag, 5. Juli 2009

Südkurier gibt geldsammelnden Kreationisten ein Forum

Der SÜDKURIER ist laut Wikipedia-Eintrag regionale Tageszeitung für die Regionen nordwestlicher Bodensee, Hochrhein und Schwarzwald mit Sitz in Konstanz. Das Blatt erscheint sechs Mal pro Woche. Vorgänger des Südkurier war die Konstanzer Zeitung. Er erscheint in 16 verschiedenen lokalen Ausgaben in den Regionen Bodensee, Schwarzwald und Hochrhein. Die tägliche Auflage liegt bei rund 150.000 Exemplaren, daneben gibt es ein umfassendes Online-Angebot. Seit 1990 gehört der SÜDKURIER zur Holtzbrinck-Verlagsgruppe, welche u.a. DAS HANDELSBLATT, DIE ZEIT und den TAGESSPIEGEL publiziert, zu der aber auch Wissenschaftsverlage, wie Spektrum der Wissenschaft, Scientific American sowie Nature gehören.
(siehe hier)

Nichtsdestoweniger bietet die Holtzbrinck-Gruppe, vermutlich ohne sich dessen bewusst zu sein via des SÜDKURIERS kostenlose Propaganda für Kreationisten und viel Geld erbettelnde kreationistische Freikirchen. So schreibt in der (online)-Ausgabe vom 4.7.2009 ein Pastor Jürgen Martini aus Ilmensee zum Thema: "In der Verbundenheit mit Gott verliert der Tod seinen Schrecken". Hinter diesem religiösen Thema werden die absonderlichen Thesen des Prof. Werner Gitt, einem Informatiker und bekannten, bibeltreuen Kurzzeit-Kreationisten (wir berichteten in diesem Blog bereits über ihn) recht detailliert vorgestellt. Hieraus einige Auszüge (Hervorhebung zur Kenntlichmachung):

"Weil es nicht einfach ist, die Frage nach dem Leid zu beantworten, haben viele Menschen Probleme, an einen liebenden Gott zu glauben. Andere nehmen dies als Vorwand Gott radikal abzulehnen. Zu diesem Thema beleuchtet der bekannte Vertreter des Kreationismus, Professor Werner Gitt, verschiedene Ansätze. Einmal nennt er die Philosophie: „Die Philosophie lässt nur bestimmte Methoden und Modelle zu, und diese greifen bei der Frage nach Tod und Leid zu kurz; sie kennt göttliche Offenbarung nicht.“ ....

Als nächstes nennt Gitt die Theologie, von der wir klassischerweise eine Antwort erwarten würden. Doch die moderne Theologie versucht die Bibel als Gottes Wort und Offenbarung mit sogenannten wissenschaftlichen Methoden in Frage zu stellen. Sie versperrt dadurch den biblischen Lösungsweg.

An dritter Stelle führt Gitt die Evolution an. Im Weltbild der Evolution sind Leid und Tod unsere Verbündete bei der „Schaffung“ von Leben. Wir finden also auf menschlichem Wege keine Antwort auf unsere Frage.

Ausschließlich das Wort Gottes gibt uns hierfür eine klare Antwort. Voraussetzung ist jedoch, dass wir die Bibel als Wort und Offenbarung Gottes sehen und im Glauben annehmen. Der biblische Befund zum Thema lautet: Gott schuf den Menschen als Krönung der Schöpfung, nachdem er Himmel und Erde, das Universum, die Pflanzen und Tiere in ihrer Artenvielfalt geschaffen hatte. .... (
> ganzen Artikel lesen)

> weitere Infos zu Werner Gitt auf diesem Blog

Autor Pfarrer Jürgen Martini leitet die "Freie Christengemeinde Illmensee" (siehe hier), die dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden angeschlossen ist. In der Rubrik "Das glauben wir" findet sich auf den Webseiten der FCG Ilmensee u.a. folgende Aussage: "
Wir glauben, dass die Aussagen der Bibel wahr sind, das sie das von Gott inspirierte Wort und einzige Leitlinie für die Menschheit ist."

Dazu sind natürlich die Aussagen von Gitt sehr passend. Unter der Rubrik "Wie wir uns finanzieren" findet sich auf der FCG-I-Webseite folgender Hinweis: "Wir glauben gemäß der Bibel (Maleachi 3,10), dass der zehnte Teil unseres Einkommens in die Gemeinde gehört. D.h., dass in der Regel jeder Christ den zehnten Teil in die Gemeinde geben sollte. Das weiß aber nur der Kassenwart (und natürlich Gott :-), so dass niemand unter Druck geraten muss." Der letzte Satz ist ja nun sehr sozial verträglich (oder ist der Hinweis auf den Kassenwart doch vielleicht anders zu verstehen ;-) . Jedenfalls hat die bibeltreue Gläubigkeit durchaus ihren Preis, biblisch festgelegt...

Das ganze ist doch ein schönes Beispiel, wie man sich gegenseitig hilft - Die freikirchliche Pfingstgemeinde betont die Bedeutung der wörtlichen Auslegung der Bibel, dies wird vom Evolutions-Pseudowissenschaftler sozusagen "wissenschaftlich" bestätigt, was wiederum das biblische Gebot der umfassenden Geldabgabe ausgezeichnet untermauert.

Hierzu noch ein kleines Fundstück, falls Sie Probleme haben den 10. zu geben, wird Ihnen hier geholfen: http://www.gibgottdenzehnten.de

Falls Sie da billig wegkommen wollen, und netto statt brutto geben wollen, wird Ihnen dies schnell ausgetrieben (Sie können ja alles von der Steuer absetzen):
"Wir empfehlen Einsteigern das zu versteuernde Einkommen als Bemessungsgrundlage Ihres Zehnten:
1. Es ist eindeutig definiert. Sie finden es auf Ihrem Steuerbescheid und verwenden es als Grundlage für das folgende Jahr.
2. Jesus selbst hat den Staat das Recht zugesprochen Steuern zu erheben. Und wenn der Staat meint bestimmte Härten haben Sie getroffen und Sie deshalb von der Steuer absetzt, dann will der gnädige Gott nicht härter mit Ihnen sein."

Falls das Geld aber wirklich nicht reicht, gibt es folgenden Tipp:
"Wenn Ihr Haushalt wirklich total verplant ist, dann frieren Sie Ihr Gehalt ein. Schreiben Sie sich Ihr jetziges Einkommen an für Sie sichtbarer Stelle auf und geben Sie zukünftige Gehaltserhöhungen zuerst an Gott weiter, bis Sie den Zehnten erreicht haben.
Erzählen Sie anderen davon, sonst vergessen Sie es womöglich wieder..."

Und bei all dem ist nicht zu vergessen:
"Wir dürfen das Prinzip des Zehnten natürlich nicht mißverstehen. Nicht den zehnten Teil unseres Einkommens, unseres Besitzes, unserer Zeit sollten wir Gott zur Verfügung stellen (und die restlichen 90 Prozent für uns behalten!), sondern unser ganzes Leben. Das ist jedenfalls die neutestamentliche Lehre. Wenn Du den "Zehnten" so verstehen solltest, dann laß es lieber sein. Gott will nicht Dein Geld - er will Dein Leben! Aber wenn Du bereit bist, ihm Dein Leben ungeteilt zur Verfügung zu stellen, dann solltest Du auf keinen Fall versäumen, Dich auch auf das Prinzip des "Zehnten" einzulassen. Damit wirst Du eine weitere geistliche Energiequelle anzapfen, die Dir und Deiner Umgebung unermeßlichen Segen bringen kann."
(aus http://www.gibgottdenzehnten.de)


Da fährt man mit der klassischen Kirchensteuer doch billiger, die auf 8-9% der zu zahlenden Einkommenssteuer (also nicht des Einkommens!) festgelegt ist und auch noch eine sog. Kappungsschwelle beinhaltet, so dass ein konfessioneller Christ auch bei hohem Einkommen max. 2,75 bis 3,5% seines zu versteuernden Einkommens zahlt. Konfessionslos zu sein ist allerdings noch billiger zu haben.

Fazit: Dieser Blogeintrag sollte nicht falsch verstanden werden:
  • Zum einen sollen natürlich Zeitungen möglichst frei über alles berichten und hierzu gerne auch Fremdautoren das Wort erteilen.
  • Zum zweiten soll sich dieser Blog-Beitrag nicht pauschal gegen freikirchliche Gemeinden wenden, auch dort gibt es viele, welche naturwissenschaftliche Kenntnisse akzeptieren.
  • Zum dritten bleibt es jedem unbelassen, sein Geld für caritative, gesellschaftliche, kulturelle, wissenschaftliche oder auch religiöse Zwecke auszugeben, selbst wenn letztere Kreationismus fördern. Mitgliedschaften kosten eben in aller Regel auch Mitgliedsbeiträge.
Wenn allerdings auch im Fall der Finanzierung solcher kreationistischen Evangelikalen Kirchen die Bibel angeblich wörtlich zu nehmen ist oder doch "unermesslicher Segen" gegen Geld versprochen wird, scheint mir das Mittelalter oder sektenhaftes Vorgehen nicht allzu weit entfernt zu sein. Und Zeitungen sind ja zu Recht eigentlich darauf bedacht, sich nicht zum Lobbyisten für spezielle Gruppen zu machen. Für Geldeinsammel-Freikirchen, die hierzu auch noch einen biblischen Kreationismus bemühen, sollte sich deshalb jede Zeitungsredaktion doch recht genau überlegen, ob sie die Protagonisten tatsächlich direkt zu unkommentierten Beiträgen einladen sollte.

Reinhold Leinfelder, 5.7.09 (dieser Artikel gibt ausschließlich die Privatmeinung des Autors wieder).




Kreationismus in den Waldorfschulen?

von Reinhold Leinfelder

Nein, wir wollen nicht unterstellen, dass an Waldorf-Schulen heute Kreationismus gelehrt wird. Aber da es im Darwin-Jahr schließlich auch darum geht, ob an unseren Schulen insgesamt Unwissenschaftliches in den naturwissenschaftlichen Unterricht einfließt bzw. ob Naturwissenschaften fahrlässig mit Weltanschaulichem verknüpft werden, wollen wir zumindest kurz über die immer noch nicht abgeschlossene Diskussion zur weltanschaulichen Ausrichtung der beliebten Waldorfschulen berichten. Anlass ist ein Interview mit einem ehemaligen Waldorf-Lehrer, der von Brights-Deutschland zur Verfügung gestellt wird.

Dieses Interview hat mich doch ziemlich entsetzt, da es die wirklich erschreckende ursprüngliche Weltanschauung des Schulgründers Rudolf Steiners darstellt, die jedoch nun auch schon etwa 100 Jahre alt ist. Die 1909 erstmals näher veröffentlichte Anthroposophie könnte man sogar als Gegenentwurf zu Ernst Haeckels 1874 veröffentlichter Anthropogenie verstehen.

Haeckel postulierte, sich auf Charles Darwin berufend, folgende Evolutionsschritte als Ahnenreihe des Menschen:
I. vom Moner zur Gastraea,
II. vom Urwurm bis zum Schädelthier,
III. vom Urfisch bis zum Amnionthier (=Gruppe aus Reptilien, Vögeln und Säugern) und
IV. Vom Ursäuger bis zum Affen.
Weiterhin beinhaltet Haeckels Buch ein Kapitel, in welchem er die dualistische Auffassung, besonders den Schöpfungsglauben und die Auffassung von einer von den Hirnfunktionen unabhängigen Seele für widerlegt erklärt und den von ihm entwickelten Monismus näher beschreibt. (siehe auch hier)

Konkret sollte Steiners Begriff Anthroposophie jedoch ein Kontrast zur Anthropologie darstellen. Steiner verstand darunter das „Wissen des Geistesmenschen“, welches sich auf alles erstrecke, was dieser in der „geistigen Welt“, d.h. im Übersinnlichen, wahrnehmen könne. Teilweise synonym zu der Bezeichnung „Anthroposophie“ verwendete Steiner auch andere Begriffe wie „Theosophie“, „Geheimwissenschaft“ oder „Geisteswissenschaft“, um seine Lehre und seine „Forschungsmethode“ zu kennzeichnen. Interessanterweise wollte er, wie auch Ernst Haeckel, ebenfalls den Dualismus von „Ich“ und „Welt“ überwinden. Dazu soll soll die Anthroposophie Anleitung zur Selbst- und Welterkenntnis des Menschen zugleich bieten. Dies ist das monistische Programm des anthroposophischen Erkenntnisweges, das – mit Friedrich Nietzsche und Max Stirner – einen freien, individualistisch geprägten Menschen voraussetzt. Diese Spielart des Monismus vereinigt Naturerkenntnis und anthroposophische Geisterkenntnis, indem die Natur und die geistige Welt als Teilbereiche einer Welt betrachtet werden. (z.T. aus Wikipedia, vom 5.7.09, siehe hier)

In der anthroposophischen Weltanschauung Rudolf Steiners sieht diese vereinte Erkenntnis aus Natur- und Geistesbetrachtung allerdings teilweise sehr bedenklich aus. So soll sich "der Indianer" offensichtlich aus Affen, "der Arier" aus Indianern entwickelt haben. Steiner fügt den drei Naturreichen der Mineralien, Pflanzen und Tiere als viertes „Reich“ den Menschen hinzu, der mit seinen drei Leibesgliedern an allen Naturreichen beteiligt ist, aber mit seinem Ich aus der Natur herausragt: Physischer Leib – Ätherleib oder Lebensleib – Astralleib oder Seelenleib – Ich. Derzeit leben wir in einer Postatlantis-Zeit und so geht dies munter weiter. Sollte dies auch heute noch so gelehrt werden, wäre dies nicht dem naturwissenschaftlichen Erkenntnisstand entsprechend, aber wie gesagt, da möchte ich nicht unterstellen. Allerdings berichtete u.a. auch die Süddeutsche Zeitung, dass Steiners "esoterisch-okkulte Weltanschauung" heute "zwar nicht eigens gelehrt, wohl aber angewandt" werde (siehe unten).

Ich bin keinesfalls Spezialist für anthroposophische Weltanschauungen (und will dies auch gar nicht sein), aber, sofern alles korrekt dargestellt, gibt mir dies doch sehr zu denken. Machen Sie sich doch bitte Ihr eigenes Bild, die Brights-Deutschland haben das erwähnte Interview auf ihren Seiten zur Verfügung gestellt, von dem nachfolgend ein Ausschnitt wieder gegeben wird. Danach finden Sie einige weitere Informationen.

Aus dem unter brightsblog.wordpress.com/2009/07/04/waldorfschule-vorsicht-steiner/ verfügbaren Artikel:

"(an Herrn Lichte): "Sie sagten vorhin, dass in Atlantis „die Rassen entstehen“ …
(Herr Lichte): Und nach anthroposophischer Auffassung bis mindestens zum Jahre 3573 bestehen bleiben, dann endet die „Fünfte Nachatlantische Kulturepoche“. „Rassen“ wie „Rassismus“. Das ist nicht meine Privatmeinung, sondern wurde von einer Deutschen Bundesbehörde, der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) festgestellt, in ihrer Entscheidung zu zwei Büchern Steiners, Zitat: „Der Inhalt des Buches ist nach Ansicht des 12er-Gremiums in Teilen als zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen.” Die BPjM nahm eine juristische Bewertung vor, sie konnte nur Textstellen beanstanden, die eindeutig ihren juristischen Kriterien entsprachen. Auch beurteilte sie nicht Steiners Gesamtwerk. Das tut der Historiker Helmut Zander in seinem preisgekrönten Monumental-Werk „Anthroposophie in Deutschland“, Zitat: „Steiner ordnete die Rassen einer Fortschrittsgeschichte zu, in der beispielsweise heutige Indianer als »degenerierte Menschenrasse« im »Hinsterben« (GA 105, 106, 107 [1908]) oder schwarze Afrikaner als defiziente Spezies der Menschen- und Bewusstseinsentwicklung, als »degenerierte«, »zurückgebliebene« Rasse (ebd., 106) erschienen. Umgekehrt habe die weisse Rasse »das Persönlichkeitsgefühl am stärksten ausgebildet« (GA 107, 288 [1909]). Dies sind nur Kernsätze einer Rassentheorie, die Steiner 1904 erstmals formulierte, um sie 1910 in einem komplexen System und in zunehmender Abgrenzung zu theosophischen Positionen auszufalten. Mit seinem Ausstieg aus der Theosophie hat er diese Vorstellungen keinesfalls über Bord geworfen, sondern sie 1923 nochmals in Vortragen vor Arbeitern des Goetheanum in vergröberter, »popularisierter« Form wiederholt, aber ohne Revision im inhaltlichen Bestand. Die weisse war nun »die zukünftige, die am Geiste schaffende Rasse« (GA 349, 67 [1923]). (…)
Steiner formulierte mit seinem theosophischen Sozialdarwinismus eine Ethnologie, in der die Rede von »degenerierten«, »zurückgebliebenen« oder »zukünftigen« Rassen keine »Unfälle«, sondern das Ergebnis einer konsequent durchgedachten Evolutionslehre waren. Ich sehe im Gegensatz zu vielen Anthroposophen keine Möglichkeit, diese Konsequenz zu bestreiten.“
" (Zitat Ende)
(Abb. aus blog.esowatch.com/index.php?itemid=239 )


Interessant ist auch ein Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 5.9.2008. Hier schreibt Alexander Kissler u.a.:

""Esoterisch-okkulte Weltanschauung"
Ob aus den possierlichen Steinerschen Porträts der Erdgeister und Erzengel, der "Frostriesen" und "Mondbrüller" ein regulärer Unterrichtstoff an den Waldorfschulen wird, ist umstritten. Wohl jeder Lehrer hat zwar die entsprechenden Kurse durchlaufen. Da die Waldorfschulen aber keinen verbindlichen Lehrplan kennen und da Bücher im Unterricht ungern gesehen werden, stattdessen das Epochenheft mit den Diktaten des Erziehungskünstlers dominiert, steht die Evaluation noch aus. Grandt sieht Grund zur Annahme, die Waldorfschule sei eine "anthroposophische Weltanschauungsschule". Steiners "esoterisch-okkulte Weltanschauung" werde zwar nicht eigens gelehrt, wohl aber angewandt.
Die Waldorfschulen halten dagegen: Zwar liege die Anthroposophie der Pädagogik zugrunde, eine "weltanschauliche Färbung des Unterrichts" ergebe sich daraus jedoch nicht. Doch das baden-württembergische Kultusministerium schreibt im Gegensatz zu den übrigen Bundesländern, "für Waldorfschulen ist der Begriff der 'Weltanschauungsschule' zu bejahen".
...
Nach Josef Kraus, dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, wird hier das Grundgesetz verletzt. Das gesamte Schulwesen stehe laut Artikel 7 unter Aufsicht des Staates, wovon dieser bei den Waldorfschulen aber kaum Gebrauch mache. Mit "wissenschaftlicher Ausbildung, wie sie das Grundgesetz auch von Lehrern an freien Schulen verlangt", habe die anthroposophische Spekulation über Kosmos und Karma wenig zu tun.
Den Eltern ist überlassen, ob sie die Frühgeschichte der Menschheit mit der Sage von Atlantis erklärt wissen wollen, ob sie offen sind für Steiners "goetheanistische Naturwissenschaft", derzufolge der Mensch eine "umgekehrte Pflanze" sei. So hat es der Waldorflehrer gelernt.
Grandts Schwarzbuch stellt trotz unangenehm eitler Töne und miserabler Ausdrucksweise entscheidende Fragen: Wird der anthroposophische Hintergrund der Waldorfschulen hinreichend kommuniziert? Und darf der Staat in wohlwollender Neutralität verharren, wenn private Ersatzschulen einen erzieherischen Sonderweg wählen, der nach Methode und Gehalt weit entfernt ist vom Standard der ihrerseits bedrängten staatlichen Schulen? Vielleicht sollten sich die Waldorfschulen ebenso wie die Kultusministerien einen Rat zu Herzen nehmen: "Gib acht wie ein Wichtelmann", verkündete Steiner 1923 in einem Vortrag. "Der passt auf alles auf, weil er alles kennen muss, alles auffassen muss, um sein Leben zu retten. Er muss immer wachen. Wenn er schläfrig würde, wie die Menschen oftmals schläfrig sind, würde er sogleich an seiner Schläfrigkeit sterben." Evaluation tut not. " (Zitat Ende)
Aus www.sueddeutsche.de/jobkarriere/97/309038/text/2/


Von Interesse könnten auch die Wikipedia-Einträge sein, die jedoch den üblichen Einschränkungen für "Wikis" unterliegen:
Über Prüfung und Auflagen durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften gibt es u.a. hier mehr:

Eine Erklärung der Waldorfschulen aus dem Jahr 2007 gibt es hier:
Zur Anthrosophie bietet der Bund der Waldorfschulen folgende Einführung

Vielleicht sollten neben des christlichen und islamistischen Kreationismus auch andere, mit Naturwissenschaften komplett inkompatible Pseudowissenschaften bzw. aus angeblicher Naturwissenschaft abgeleitete Weltanschauungen stärker in Augenschein genommen werden. Aber bitte bilden Sie sich selbst Ihr Urteil.

Reinhold Leinfelder, 5.7.09 (mit kleinem Nachtrag vom 10.7.09)

Sind wir denn jetzt alle Kreationisten? Zwei Umfragen zum Kreationismus im Vergleich

von Reinhold Leinfelder

Heinz-Hermann Peitz, promovierter katholischer Theologe und Biologe ist Referent an der katholischen Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart und hier insbesondere für den Dialog zwischen Naturwissenschaft und Theologie zuständig. Dazu betreibt er u.a. das Forum Grenzfragen.

Er eröffnete nun auf diesem Forum eine lesenswerte Diskussion zu einer gerade erschienenen Umfrage des US-amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Zogby. Diese Umfrage scheint offen zu legen, dass die breite Mehrheit der US-Amerikaner auf der Seite der neokreationistischen "Intelligent-Design-Theorie" stünde und die Evolutionstheorie eher skeptisch einschätzen würde. Nur ein Drittel der US-Amerikaner scheint danach der Evolutionstheorie zu trauen. Herr Peitz fragt sich nun, ob diese Zahlen die kulturelle Realität tatsächlich abbilden oder vielleicht eher aus dem Forschungsdesign des Auftraggebers der Studie - dem Kreationismus-Think-Tank Discovery Institute resultieren. Er tendiert in seiner Einschätzung unzweifelhaft zu letzterem. Nachfolgend möchte ich diese Diskussion aufgreifen, aber an Hand eines Beispiels auch um die Frage erweitern, ob auch in Deutschland ähnlich tendenzielle Umfragen stattfinden könnten.

Hier nun die jeweiligen Aussagen bzw. Fragen der Zogby-Umfrage, bei denen die Interviewten entscheiden mussten, welche Alternative ihnen am nächsten liegt bzw. in welchem Umfang sie zustimmen:


A: Die Entwicklung des Lebens ereignete sich durch einen ungelenkten Prozess zufälliger Mutationen und natürlicher Selektion
B: Die Entwicklung des Lebens wurde durch ein Intelligent Design gelenkt.
33% stimmten für A, für den ungelenkten Prozess durch die evolutiven Mechanismen Mutation und Selektion; 52% stimmten für B, die Lenkung durch ein intelligentes Design. 15% waren sich nicht sicher oder hätten eine andere Option gewollt.



Stimmen Sie zu oder lehnen Sie ab, dass Lehrer wie Schüler die akademische Freiheit haben sollten, Stärken und Schwächen der Evolutionstheorie zu diskutieren?
Zusammengenommen stimmten 80% zu, 17% lehnten ab, 4% waren sich nicht sicher.



A: Biologielehrer sollten nur Darwins Evolutionstheorie und die wissenschaftlichen Belege für sie lehren.
B: Biologielehrer sollten Darwins Evolutionstheorie lehren, aber auch die wissenschaftlichen Belege gegen sie.
Verständlicherweise stimmen wenige für A, nämlich 14%. 78% wollen B, die vermeintlich ausgewogene Diskussion von pros und cons.

Als Charles Darwin über die Beweise für seine Evolutionstheorie nachdachte, schrieb er: "Ein richtiges Ergebnis lässt sich aber nur dadurch erlangen, dass man alle Tatsachen und Gründe, welche für und gegen jede einzelne Frage sprechen, zusammenstellt und sorgfältig gegeneinander abwägt".
Die Befragten wurden wieder um abgestufte Zustimmung oder Ablehung gebeten. 76% stimmten insgesamt zu, 18% lehnten ab, 5% waren sich nicht sicher.


Heinz-Hermann Peitz diskutiert die Art der Fragestellung und die verbundenen Implikationen sehr offen und umfassend. Er kommt zu folgendem Fazit:

"... Offenbar geht es nicht um Erkenntnis, sondern um politischen Einfluss und um kulturelle Deutungshoheit. Mit der Zogby-Umfrage hat man nun - die juristischen Blamagen von Dover noch im Hinterkopf - von einem weltanschaulich unabhängigen Institut den Beleg, dass die Mehrheit der US-Amerikaner hinter den Argumenten des Discovery Institutes steht! Denn die Fragen der Meinungsforschung griffen auf nichts anderes zu als auf zentrale Argumentationsmuster des Intelligent Design Movement (wenn man einmal von dem in Telefoninterviews schwer vermittelbaren Argument der irreduziblen Komplexität absieht). Scheinbar paradox: Man kann den geschickt gestellten Fragen eigentlich nur im Sinne des Discovery Institutes zustimmen, gleichzeitig aber mit guten Gründen dem "Intelligent Design" naturwissenschaftlich, weltanschaulich, theologisch und politisch eine klare Absage erteilen. In diesem Sinne bin ich sehr auf die Wirkung der Umfrage gespannt."

Lesen Sie die ausführliche Interpretation der Umfrageergebnisse durch Herrn Peitz auf dem Forum Grenzfragen:
http://www.forum-grenzfragen.de/aktuelles/010709-die-mehrheit-der-amerikaner-fuer-id.php
Die Originalumfrage ist hier hinterlegt: http://www.evolutionnews.org/zogby09poll063009%20(2).pdf



Diskussion:

Herrn Peitz ist mit seiner kritischen Einschätzung zur Zogby-Umfrage überaus Recht zu geben
. Unstrittig ist, dass Kreationismus, incl. der sog. "Intelligent Design-Theorie" in USA nach wie vor einen ernstzunehmenden Einfluss ausübt. Sicherlich ist auch richtig, dass einige der Ziele der US-Kreationisten, nämlich Verunsicherung zu streuen und viele gesellschaftliche Bereiche zu infiltrieren, auch teilweise erreicht worden sind. Dennoch will das Discovery Institute gerade mit dieser Umfrage offensichtlich den "Erfolg" der eigenen Bemühungen überbetonen und damit auch verzerrt darstellen.

Vollkommen offensichtlich wurden, wie Herr Peitz sehr genau erkannt hat, die meisten Fragen sehr tendenziös gestellt. Die Antworten darauf können jedenfalls nicht als Unterstreichen des Erfolgs des (Neo-)Kreationismus gewertet werden. Herr Peitz hat Recht mit seiner Einschätzung, dass die Art der Fragestellung im Prinzip von vorne herein die Beantwortungsverteilung eindeutig präjudizierte. Wesentliche Fragen, wie die, ob man Evolutionstheorie als Interpretation der biologischen Mechanismen der Evolution und Religion(en) oder metaphysische Philosophie als Hilfsmittel zur Beantwortung von Sinnfragen sieht und ob sich diese zwingend widersprechen müssen, wurden nicht gestellt.


Design: ein Begriff ohne Definition?

Nachfolgend greife ich einen Aspekt besonders heraus: Das sind Fragen zur Bedeutung eines "Designs". Ganz eindeutig wird der Begriff "Design" in der Theologie, in der Biologie und in der ID-Bewegung unterschiedlich verwendet.

Ich erlaube mir hier zunächst einen entsprechenenden Abschnitt eines früheren Gastkommentars im Achdulieberdarwin-Blog zu zitieren. Frau Dr. Kölb-Ebert diskutierte folgendes zum Begriff "Design":

"Wenden wir uns nun dem theologischen Gegenpol des Zufallsbegriff zu, dem Wörtchen Zweck oder Design: Im Alltag benutzen wir das Wort Design, um die bewusste, künstlerische Gestaltung eines Gebrauchsgegenstandes oder einer Gebrauchsgraphik zu charakterisieren. Im angelsächsischen Sprachraum umfasst der Begriff auch technisch-konstruktive Anteile der Gestaltung, den „Bauplan“. In diesem Sinne taucht Design auch als Fachbegriff in der Biologie auf. Die Naturwissenschaft leugnet also keineswegs Design in der Natur und sie hat jede Menge Indizien gesammelt, die darauf hindeuten, dass dieses Design durch natürliche Prozesse im Rahmen der biologischen Evolution entsteht.
Im 19. Jahrhundert meinte Design im Englischen jedoch noch etwas anderes, nämlich Absicht oder Zweck. So
gebraucht beispielsweise Jane Austen in ihren Romanen dieses Wort. Dass der Romanheld die Heldin im Garten traf, war kein Zufall, denn er tat es „by design“, mit Absicht. Und das entspricht im Prinzip dem heutigen theologischen Sprachgebrauch: Hier ist Gott derjenige, der Absichten mit uns und der Welt verfolgt.
Noch einmal anders verwendete die so genannte Natürliche Theologie des 18. und frühen 19. Jahrhunderts den Begriff. Sie sah in der zweckmäßigen Angepasstheit der Organismen an ihren Lebensraum und ihre Lebensweise einen wichtigen Hinweis auf einen fürsorgenden und lenkenden Gott. Einzelne Vertreter wie etwa William Paley bauten diese Argumentation zu dem Versuch eines teleologischen Gottesbeweises aus. Dem gegenüber war es Darwins Verdienst, zu zeigen, dass Design im Sinne von zweckmäßigen Biokonstruktionen auch durch di
e Wirkung von natürlichen Ursachen (Zweitursachen im theologischen Sinne) erklärt werden kann, was selbstverständlich keine Aussage über eine Erstursache macht. Deshalb konnte Charles Darwin in seinem Buch über den Ursprung der Arten denn auch schreiben: „Nach meiner Ansicht, stimmt es besser mit dem überein, was wir über die Gesetze wissen, die der Schöpfer der Materie auferlegt hat, wenn wir davon ausgehen, das die Erzeugung und das Aussterben gegenwärtiger und vergangener Bewohner der Welt Zweitursachen geschuldet ist, wie jene, die Geburt und Tod des Individuums bestimmen.”
Während die Vertreter der Natürlichen Theologie noch die Gesamtheit der Organismen und ihrer Biokonstruktionen im Blick hatten, die sie mit den größten feinmechanischen Wunderwerken ihrer Zeit verglichen, und als tiefgläubige Menschen aus ihrem Glauben heraus die Welt interpretierten, verortet die in den 1980er Jahren entstandene, kreationistische Intelligent Design-Bewegung Gottes Wirken in den Lücken gegenwärtiger naturwissenschaftlicher Erkenntnis und degradiert ihn damit zu einer „natürlichen“ Ursache unter vielen. Der Plan, also die Absicht Gottes - design im Sinne des 19. Jahrhunderts - wird so zum Bauplan - design im modernen, angelsächsischen Sinne - eines Schöpfergottes, der an seiner - offenbar mangelhaften? - Schöpfung ständig in den Lücken naturalistischer Erklärungen herumbasteln muss. Damit wird dem Gottesverständnis natürlich ein schlechter Dienst erwiesen. Denn
man schiebt Gott gedanklich mit jeder durch neue Erkenntnis geschlossenen Lücke unweigerlich aus der Welt hinaus, in die man ihn doch gerade hineinholen wollte. Dass „Intelligent Design“ dennoch gelegentlich einen Weg in theologische Gedankengänge findet, verdankt die Bewegung wesentlich dem geschilderten Missverständnis um das Wörtchen Design oder Zweck.
Daran sieht man, wie gefährlich Fachsprachen für den interdisziplinären Dialog von Naturwissenschaft und Theologie sein können. Wo es sich nur um lateinische oder griechische Fremdwörter handelt, merken wi
r dies schnell und fragen nach. Schwierig wird es, wo scheinbar ganz einfache, der Umgangssprache entlehnte Begriffe verwenden werde, leider aber jeder etwas anderes darunter verstehen. Wenn wir Glück haben, so fällt uns rechtzeitig auf, dass wir aneinander vorbeireden. Wenn wir Pech haben, missverstehen wir uns gründlich und ziehen uns frustriert vom Dialog zurück mit dem fatalen Eindruck, dass mit dem andern ja doch nicht vernünftig zu reden ist. Das Ergebnis sind unnötige Konflikte zwischen Parteien, die eigentlich in selben Boot sitzen." (Zitat Ende)
(aus http://achdulieberdarwin.blogspot.com/2009/03/wir-sind-kein-reiner-zufall-oder-doch.html)

Nach diesem Einschub um Begriffsklärung zurück zur Zogby-Umfrage. Diese Umfrage soll also eindeutig veranschaulichen, wie sehr die erklärte Strategie der Kreationisten, nämlich einen gesellschaftlichen Keil zwischen Religion und Wissenschaft einzutreiben, bereits vorangeschritten ist. Sie und fügt sich letztendlich in die übliche Strategie der Kreationisten ein, nach erzielter Verunsicherung eine Entweder - Oder-Position zu erreichen: Man kann sich also entweder nur für Wissenschaft oder nur für Religion entscheiden. Damit dies nicht so offensichtlich und plakativ daher kommt, stellt man eben als Alternativen eine angeblich religionsinkompatible etablierte Naturwissenschaft einer angeblich gotteskompatiblen Pseudowissenschaft gegenüber, sozusagen die Lösung aus dem Dilemma: man kann also doch Glauben und Wissenschaft zusammenbringen, aber nur wenn man den kruden Vorstellungen eines Discovery Instituts und seiner Anhänger folgt. Auf zum fundamentalistischen Gottesstaat mit dem Discovery Institute vornedran! (das ursprünglich geheime, dann aber doch versehentlich aufgetauchte Wedge-Document des Discovery-Instituts finden Sie hier: http://ncseweb.org/creationism/general/wedge-document )

Zogby International hat sich mit dieser tendenziös gefärbten Umfrage also wohl keinen guten Dienst erwiesen. Das an sich sehr renommierte Institut kam letztens während der Obama-Wahlkampagne in den Ruf, tendenziöse Umfragen, sog. "Push Polls" getätigt zu haben.
(siehe hierzu u.a. Zogby's Misleading Poll of Obama Voters: Wall Street Journal: http://blogs.wsj.com/numbersguy/zogbys-misleading-poll-of-obama-voters-459/
Zogby won't duplicate Obama poll
: Politico: http://www.politico.com/news/stories/1108/15829.html)



Push-Polls auch in Deutschland?

Die Naturwissenschaftler und viele moderne Theologen sind sich einig: den Kreationisten geht es nicht darum, alternative wissenschaftliche Theorien fundiert zu belegen und zu diskutieren, ihre Annahmen sind ja grundsätzlich nicht falsifizierbar und damit a priori unwissenschaftlich. Wissenschaft im Sinne der etablierten Wissenschaften und Religion erscheinen den Kreationisten nicht kompatibel, deshalb muss ein "Keil" dazwischen "eingetrieben" werden.

Allerdings vetreten "missionarische" Atheisten (- und nur diese Gruppe der Konfessionslosen sei hier gemeint - ), in Deutschland zum Beispiel die Giordano Bruno-Stiftung, dieselbe Strategie: Auch sie sehen Wissenschaft und Glaube als grundsätzlich nicht vereinbar an und arbeiten damit kräftig am Erfolg der Keil-Strategie der Kreationisten mit. Manche Gruppen unterstellen hierbei allen Religiösen naiven, unverantwortlichen Kinderglauben, der Sprecher der Giordano-Bruno-Stiftung bezeichnete sie gar als Religioten.

Von derartigen Gruppen in Auftrag gegebene Umfragen können meiner Einschätzung nach teilweise ähnlichen Mustern wie diejenige der Zogby-Umfrage. Ein Beispiel sei hierfür angegeben. Das von der Giordano Bruno-Stiftung gegründete und ursprünglich selbst als Projekt betriebene Fowid-Meinungsforschungsinstitut ließ 2005 Menschen in Deutschland ab 14 Jahren zu ihrer Einstellung zur Evolutionstheorie befragen. Es wurden folgende Aussagen zur Auswahl gestellt, wobei man sich offensichtlich für eine der Aussagen entscheiden musste:

1) „Das Leben auf der Erde ist ohne Einwirken einer höheren Macht entstanden und hat sich in einem natürlichen Entwicklungsprozess weiterentwickelt.“
61 Prozent (925 Personen) stimmten zu. Sie werden als "mit der Auffassung einer Evolution übereinstimmend" bezeichnet.


2) „Das Leben auf der Erde wurde von einem höheren Wesen bzw. von Gott erschaffen, durchlief aber einen langwierigen Entwicklungsprozess, der von dem höheren Wesen bzw. von Gott gesteuert wurde.“
25,2% der Befragten (383 Personen) stimmten hiermit überein. Herausgestellt wurde, dass hierbei 9 von 10 Mitglied einer Religionsgemeinschaft seien, Katholiken seien dort stärker
vertreten als Evangelische. Diese Gruppe wurde in der Auswertung als mit "der Auffassung eines Intelligenten Designs am ehesten zustimmend" bezeichnet.

3) Befragte, welche der Auffassung seien "Gott hat das Leben auf der Erde mit sämtlichen Arten direkt erschaffen, so, wie es in der Bibel steht“ werden in der Auswertung korrekterweise als Kreationisten bezeichnet. Dieser Position stimmen 12% der Befragten (188 Personen) zu.

Die Fowid-Umfrage findet sich unter http://fowid.de/fileadmin/datenarchiv/Evolution_-_Intelligentes_Design_-_Kreationismus_2005_01.pdf (dies ist die Fassung vom 10.10.2005)


Hinweis: Die Zahlen dieser Umfrage wurden später von FOWID nochmals leicht korrigiert sowie stärker aufgeschlüsselt. In einer Fowid-Meldung vom 11.11.2005 findet sich die Zahl, dass 13% einem biblischen Kreationismus anhingen, 25% der kreationistischen Variante Intelligent Design, und damit 38% die Evolutiontheorie bestreiten (http://fowid.de/aktuelles/einzelansicht/artikel/news-4/), gleichzeitig wird im Anhang eine Aufschlüsselung der Zahlen nicht nur nach Konfessionen, sondern auch nach alten und neuen Bundesländern gegeben(!). Der Osten ist danach deutlich weniger kreationistisch als der Westen, und angeblich sind 80% aller Kirchgänger kreationistisch, was wohl auf einen klaren Zusammenhang zwischen Unverträglichkeit von Religion und Naturwissenschaft hinweisen soll (?!), siehe nebenstehende Abbildungen sowie hier:
http://fowid.de/fileadmin/datenarchiv/Evolution_Kreationismus_Deutschland__2005.pdf


Zu FOWID: Fowid ist ein Projekt der Giordano Bruno Stiftung. Zwischenzeitlich wurde Fowid eine andere Trägerschaft gegeben, die aber ebenfalls von der GBS mitgetragen wird.
http://fowid.de/fileadmin/datenarchiv/Evolution_Kreationismus_Deutschland__2005.pdf

Aus http://fowid.de/fowid/: "fowid ist ursprünglich ein Projekt der Giordano Bruno Stiftung, Ende März 2006 ging es in die Trägerschaft der Humanistischen Arbeitsgemeinschaft (HUMAG GbR), in der sich die Giordano Bruno Stiftung und der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) zusammengefunden hatten. Seit Novmber 2007 ist
fowid Teil des Humanistischen Pressedienstes, der vom hpd e.V. getragen wird."

Diese Befragung ist meiner Auffassung nach zumindest ähnlich tendenziös wie die vom Discovery-Institut in Auftrag gegebene:
Unzweifelhaft sind 12% (bzw. 13%) "echte" Kreationisten. Unzweifelhaft sind auch die 61%, welche Aussage 1 zustimmten, von der wissenschaftlichen Korrektheit der Evolutionstheorie überzeugt.
Inwieweit jedoch tatsächlich 25% Intelligent-Design-Neokreationisten sind, ist mehr als fraglich. In Aussage 2 werden nämlich potentielle Erst- und Zweitursachen kräftig vermengt. Wäre die Aussage nur: "Das Leben auf der Erde wurde von einem höheren Wesen bzw. von Gott erschaffen, durchlief aber einen langwierigen Entwicklungsprozess", wäre sie nicht automatisch mit dem als Intelligent-Design-Theorie bezeichneten Neo-Kreationismus in Verbindung zu bringen (der ja "ein bisschen" Evolution "zulässt", ein höheres Wesen allerdings als Lückenbüßer für angeblich zu komplexe Evolutionsvorgänge postuliert). Eine derartige Aussage wäre für viele kompatibel mit der theistischen oder gar deistischen Aussage: "Gott macht, dass sich die Dinge selber machen" (Teilhard de Chardin), wie sie ähnlich auch Charles Darwin aufgeschrieben hat (siehe auch oben im Text von Frau Kölbl-Ebert). Auch die Aussage, dass das Leben von Gott erschaffen wurde, ist nicht sehr klar verständlich. Ob damit eine generelle metaphysische Aussage gemeint ist, oder doch ein konkreter Akt der Schaffung des ersten Lebens bleibt recht unklar. Im zweiten Fall könnte man die Aussage tatsächlich im Sinne eines "Lückenbüßer-Eingriffes" sehen. Tatsächlich bleibt zu konzidieren, dass die Naturwissenschaften derzeit nur verschiedene miteinander konkurrierende Hypothesen zur Entstehung des ersten Lebens aufstellen können, von denen sich noch keine als fundierte wissenschaftliche Theorie in die Evolutionstheorie integrieren lässt. Obwohl also die Naturwissenschaften hier ihr bisheriges Unwissen ohne weiteres zugeben müssen, und dies auch ohne Probleme tun, wäre eine Entstehung ersten Lebens durch direkten göttlichen Eingriff natürlich dennoch eine klassische "Lückenbüßer-Argumentation".

Aber insbesondere ist der in der Umfrage verwendete Zusatz: "... langwierigen Entwicklungsprozess, der von dem höheren Wesen bzw. von Gott gesteuert wurde" sehr missverständlich. Er kann eigentlich so interpretiert werden, dass man sich das Leben damit gerade nicht nur als einmal generierten Prozess vorstellt, sondern den gesamten Ablauf der Evolution als Entstehung des Lebens auf der heutigen Erde vorstellt. Statt dessen wird der Satz bei Bejahung als Zustimmung zu neokreationistischen ID-Positionen interpretiert. Hätte man wirklich die gesellschaftliche Akzeptanz eines ID-Neo-Kreationismus analysieren wollen, hätte der Halbsatz etwa lauten müssen: ""... langwierigen Entwicklungsprozess, in den von dem höheren Wesen bzw. von Gott laufend in die biologischen oder geologischen Abläufe eingegriffen wird".

Hier wird also der Begriff "design" einmal mehr (bewusst?) missverstanden. "Gesteuert wurde" kann theologisch-metaphorisch auch "nur" bedeuten, mit einem allgemeinen "design", also übergeordneten "sinnhaften Zweck" ausgestattet worden zu sein, so wie dies von Kölbl-Ebert dargestellt wurde, während es in der Umfrage mit der neo-kreationistischen Bedeutung eines "intelligent design" im Sinne von immer wieder stattfindenden direkten Eingriffen in die natürliche Evolution zur Schaffung komplexer biologischer Strukturen vermengt wird.

Papst Benedikt XVI. sprach 2006 ebenfalls von einem „intelligenten Plan“ des Kosmos, der im obigen Sinne, also wohl nicht im Sinne eines kreationistischen Intelligent Design gemeint war. Wegen der verursachten sprachlichen
Verwirrung hat sich der Vatikan inzwischen deutlich vom kreationistischen "Intelligent Design" distanziert (Siehe hierzu auch einen Artikel der TIMES vom 11.2.2009: Vatican buries the hatchet with Charles Darwin.- siehe hier.). Eine metaphorisch gemeinte Steuerung der "Schöpfung" durch einen Gott wird jedoch weiterhin von der Katholischen Kirche angenommen und basiert u.a. auf einer vom "Kirchenvater" Augustinus so bezeichneten Philosophie einer "creatio continua" zurück. Augustinus wollte damit wohl verdeutlichen, dass die Schöpfung noch nicht abgeschlossen sei, sondern innerhalb ihrer Gesetze offen ist. Dieses innerhalb der Gesetze liegende kann, wer mag, auch als (durch Zweitursachen naturgesetzlich ablaufende) Evolution bezeichnen. Die Implementierung einer eventuellen gewollten Sinnhaftigkeit hinter einer Schöpfung, inklusive ihres naturgesetzlichen Anteils Evolution, wäre dann die theologisch angenommene Erstursache.

Ob man eine übergeordnete, nicht näher analysierbare Sinnfrage zur Evolution stellen will oder nicht (vereinfacht könnte man vielleicht auch sagen: ob man religiös ist oder nicht), bleibt selbstverständlich jedem einzelnen
überlassen. Für viele genügt ein aus der Evolutionstheorie ableitbares naturwissenschaftliches Weltbild auch als persönlicher Sinngeber. Fragen nac metaphysischen Erstursachen ergeben sich dann nicht. Für andere kommt aber zum naturwissenschaftlichen Weltbild eben noch ein tranzendentes, sinnstiftendes auf einer anderen Ebene hinzu. In beiden Fällen ergibt sich eine persönliche Weltanschauung, die jedoch nicht für alle verbindlich sein kann. Wenn also religiöse Menschen eine - selbstverständlich auch heute noch aktiv stattfindende - Evolution im Sinne einer "creatio continua" als metaphorisch verstandene Steuerung bzw. Sinngebung innerhalb einer Schöpfung interpretieren möchten (und dabei wie oben erwähnt klar bleibt, dass natürliche Evolution innerhalb der Naturgesetze nach kausalen Gesetzmäßigkeiten abläuft), kann dies meiner Auffassung nach als persönliche Glaubensangelegenheit von jedem Naturwissenschaftler akzeptiert werden, ohne dass solche Gläubige gleich mit den ID-Kreationisten (welche ja an einen "Lückenbüßer-Gott" glauben, der seine eigene unvollkommene Schöpfung laufend nachbessern muss) in einen Topf geworfen werden müssten. Derartiges zu implizieren, könnte man auch als in Kauf genommene Irreführung bezeichnen, vielleicht sogar, um alle Menschen, die auch religiös veranlagt sind, als ungebildete Religioten pauschalisieren zu können?

Die dargelegte Auswertung der GBS-Fowid-Umfrage behauptet also, dass 49% der Gesamtbevölkerung in Deutschland Kreationisten (incl. der ID-Neokreationisten) seinen. Tatsächlich zeigte die Umfrage, eine repräsentative Befragerauswahl vorausgesetzt, dass nachweisbar nur 12% Kreationisten sind, denn die mit 25% angegebene zusätzliche Gruppe, die an eine übergeordnete Steuerung glaubt, ist nicht insgesamt mit Anhängern der neokreationistischen "Intelligent-Design-Theorie" gleichzusetzen, obwohl sich darunter sicherlich auch etliche Neo-Kreationisten befinden.

Realistischer erscheinen hier schon Umfragen des SCIENCE-Magazins aus dem Jahr 2006, bei denen für Deutschland etwa 25% der Befragten angaben, die Evolutionstheorie nicht zu akzeptieren (SCIENCE-Artikel siehe hier, Ergebnissdiskussion in The Panda's Thumb siehe hier, siehe auch nebenstehende Abbildung daraus).



Persönlicher Nachsatz:
Ich vermute, dass ein Nachsatz zu diesen Zeilen notwendig ist: Ich wäre der letzte, der den nach wie vor weit verbreiteten und vielleicht auch teilweise noch zunehmenden Kreationismus (incl. des ID-Neokreationismus) relativieren oder gar verharmlosen möchte. Das erklärte bzw. implizierte Ziel der Kreationisten, gesellschaftliche Einflussnahme auf Bildung, Forschung und allgemeine Politik zu nehmen, ist nach wie vor sehr bedenklich. Und dass 20% oder 25% Prozent der Bevölkerung die Evolutionstheorie ablehnen, sollte gerade wegen der damit verbundenen gesellschaftspolitischen Aktivitäten nicht zum Sich-Zurücklehnen veranlassen. Aber gerade deshalb helfen plakative oder gar polemisierende Vereinfachungen und Schwarz-Weiß-Malereien à la "Gott oder Evolution" nichts (oder anders ausgedrückt: sie helfen nur den Kreationisten).
Um die Ausmaße kreationistischer Einflüsse zu erfassen, können sicherlich auch Umfragen hilfreich sein, allerdings nur, wenn sie keine Push-Polls darstellen, also nicht selbst lobbyistische Ziele verfolgen, sondern so unabhängig wie möglich durchgeführt werden und dies in den Fragen entsprechend reflektiert wird.
Unbestritten ist meines Erachtens allerdings ebenfalls, dass auch die modernen Kirchen noch Nachholbedarf haben, die Metaphorik etwa von biblischen Wundern näher zu erklären, damit eine theologisch-philosophische "Creatio Continua" eben nicht doch wieder zu einer Art von Zweitursachen-Eingriffe in die naturgesetzlich ablaufende Evolution und damit zu Neo-Kreationismus degradiert wird.

Gute argumentative Unterstützung bekommen sie hier bereits vom Begründer der "Creatio Continua"-Auffassung, nämlich Kirchenvater Augustinus, der (wie bereits an anderer Stelle in diesem Blog geschrieben) schon im Jahre 408 n.Chr. folgendes bemerkte: "Durch Einsicht oder Erfahrung kann man sehr sichere Erkenntnis über die Erde erfahren, und über den Himmel oder aus was die Welt sonst besteht. Auch über die Bewegung, Drehung ja selbst die Größe und die Entfernung der Sterne, über Finsternisse, Jahreszeiten, die Nature der Tiere, Früchte oder Steine - und dazu muß man gar kein Christ sein. Allerdings ist es wirklich schändlich und schädlich wenn ein Christ (...) über diese Dinge Unsinn erzählt weil das angeblich so in der christlichen Überlieferung stehe“.


FAZIT: Insgesamt zeigt sich, dass der Untergang des Abendlandes erfreulicherweise nicht bevorsteht. Dies scheint zwar die Giordano-Bruno-Stiftung mir den von ihr erhobenen Zahlen, sowie deren entsprechenden Darstellung implizieren zu wollen. Diese Zahlen sollen wohl beweisen, dass schon fast die Hälfte der Bevölkerung der alten Bundesländer kreationistisch sei, und dass sogar 80 % aller regelmäßigen Kirchgänger die Evolutionstheorie ablehnen würden. Bei Sätzen wie "Die Unterschiede - hinsichtlich der Auffassung einer Evolution - zwischen den Kirchenmitgliedern (58 bzw. 53 % Zustimmung) und den Konfessionslosen (87 % Zustimmung) sind deutlich" (aus der FOWID-Umfrage, siehe
hier) wird offensichtlich, dass hier theistische Einstellungen, die aufgrund der mehr als missverständlichen Frage 2 von FOWID zur Kategorie "Intelligent-Design-Kreationismus" gepackt wurden, bewusst und missbräuchlich als Ablehnung der Evolutionstheorie interpretiert werden. Ähnliches gilt für die Anmerkung, die von FOWID in ihrer Zahlendarstellung gemacht wird: "Für die deutsche Schulbildung ist es kein Qualitätsbeweis, dass in den Alten Bundsländern von den 14-44-Jährigen rund jeder Dritte eine Auffassung vertritt, die dem Kreationismus bzw. dem Intelligenten Design nahe steht. Für eine moderne Industrienation ist es in dieser Hinsicht kein Ruhmesblatt wissenschaftlich begründeter Schulbildung bzw. vernünftiger Weltorientierung." (Zitat Ende, siehe hier)

Ganz im Gegenteil ist es jedoch so, dass trotz der immensen Bemühungen der Kreationisten die naturwissenschaftliche Bildung bzw. Akzeptanz der Bevölkerung keinesfalls so katastrophal ist, wie hier behauptet wird. Gemäß SCIENCE-Bericht und weiteren Umfragen kann man plausibel einen Bevölkerungsanteil von 20-25% annehmen, welcher die Evolutionstheorie heute noch ablehnt bzw. vermutlich besser ausgedrückt, aus welchen Gründen auch immer nichts von ihr wissen möchte. Hier ist sicherlich noch weiter Boden gut zu machen, was auch möglich ist, wenn Deutschland konsequent auf sein ureigentliches Kapital, nämlich die Bildung setzt. Ideologisierende Argumentation und Datenmassage, von welcher Seite auch immer, sind hierzu jedoch nicht angebracht.


5.7.2009, Reinhold Leinfelder

(Dieser Artikel stellt ausschließlich die persönliche Meinung des Verfassers dar)